Solange es Menschen gibt, ist die Behandlung von Schmerzen ein immerwährendes Thema. Im Mittelalter musste man sich noch mit rabiaten Methoden wie dem kurzen Verbrennungsschmerz, der langfristig den ursprünglichen Schmerz bannen sollte und lebensgefährlichen Kräuterrezepturen aus Mohn, Mandragora-Wurzel und Bilsenkraut behelfen. Seit der Erfindung des Aspirins und der Entwicklung moderner pharmakologischer Wirkstoffe verloren Operationen ihren Schrecken und jeder Schmerz schien besiegbar. Doch dass dem leider nicht so ist, mussten die ärztlichen Schmerz-Fachgesellschaften auf ihrer aktuellen Jahrestagung zugeben.

Knochen- und Gelenkerkrankungen sind weltweit die Hauptursache für lang andauernde Schmerzen mit körperlichen wie auch seelischen Beeinträchtigungen. Nicht umsonst hat die WHO schon 1999 für die Jahre 2000 bis 2010 die „bone and joint“ Dekade ausgerufen. 30 Millionen Bundesbürger sind bereits jetzt von behandlungsbedürftigen Muskel- und Skeletterkrankungen betroffen. Die zunehmende Lebenserwartung, die Bewegungslosigkeit und die Tendenz zum Übergewicht in unseren hochentwickelten Zivilisationen wird mit Sicherheit zu einer weiteren Steigerung beitragen. 1,4 Millionen Patienten erhielten ärztliche Schmerzbehandlungen im Jahr 2005, das ist ein Anstieg von 40% in 10 Jahren. Die als ultima ratio vorgenommenen Gelenkersatz-Operationen erreichten 2007 die sagenhafte Zahl von 360.000, Bandscheibenoperationen über 100.000. Das erklärt zwanglos, warum die Kosten in diesem Bereich bereits jetzt nicht mehr tragbar sind: 25 Milliarden Euro allein für die Behandlung degenerativer Muskel-Skelett-Erkrankungen, das sind 16 % der Gesamtausgaben und 1,7% des deutschen Bruttosozialproduktes. Der Produktionsausfall, d.h. die schmerzbedingten Folgekosten, werden jährlich auf 100 Milliarden Euro geschätzt.

Fazit: Rückenschmerzen sind die teuerste Erkrankung in den Industriestaaten.

Und ausgerechnet in dieser prekären Situation muss die Ärzteschaft ihr bisher gültiges Denkschema, das dreistufige WHO-Stufenprogramm zur Schmerztherapie, über Bord werfen. Zu viele Nebenwirkungen und zum Teil bedrohliche Komplikationen haben die entzündungshemmenden Schmerzmittel der Stufe 1 in Verruf gebracht. Auch hat man erkannt, dass das Vorgehen individuell erfolgen muss und nicht nach einem feststehenden Schema. Nicht nur die Besonderheiten des jeweiligen Patienten sind zu berücksichtigen, sondern auch der Schmerz muss gründlich nach seiner Ursache und Herkunft analysiert werden: liegt eine Entzündung, eine Verkrampfung oder ein Nervenschmerz vor? Welche Körperstrukturen genau sind betroffen? Wie kann ich durch eine intelligente Kombination verschiedener Wirkprinzipien zu einer Heilung oder doch zumindest zu einer anhaltenden Besserung gelangen?

Genau diese Vorgehensweise hat sich im Bereich der naturheilkundlichen Therapien schon seit vielen Jahren bewährt. So wird z.B. in der Mesotherapie die Wirkung der Akupunktur-Nadel durch das Hinzunehmen passender niedrigdosierter Arznei-Wirkstoffe deutlich verstärkt. Die Auswahl erfolgt für jeden Patienten entsprechend seiner Symptomatik: ist das Gewebe am Erkrankungsort kalt und die Schmerzen chronisch, braucht man ein Durchblutungsmittel, das so richtig einheizt. Handelt es sich um Verspannungen der Muskulatur, wie so häufig bei Büro- und Computerjobs, braucht man ein Muskelrelaxans; bei Stress Magnesium, bei Arthrose Calcitonin, das nachweislich im Gelenk den Knorpelschaden reparieren hilft. Nervenschmerzen brauchen u.a. B-Vitamine und etwas mehr Geduld. Bei akuten Entzündungen können die Antirheumatika dank Mesotherapie und tropfenweiser Dosierung völlig ungefährlich am Ort der Erkrankung über die Haut eingebracht werden, um wie die anderen Wirkstoffe auch, gezielt an den Ort des Übels zu gelangen. Die Schmerzlinderung wird manchmal in wenigen Minuten wahrgenommen, zur offensichtlichen Überraschung des Patienten (und manchmal auch des Arztes). Oft genügen dank der Speicherfunktion der Haut 1-2 Behandlungen mit einer Woche Abstand, um ein lang anhaltendes Ergebnis zu erzielen. Auch homöopathische und pflanzliche Arzneien können dazu kombiniert werden, um einen ganzheitlichen Effekt zu erreichen.

Dank der erfolgreichen Doppelstrategie und der Schmerzlosigkeit der Mikroinjektionen wird die Mesotherapie von meinen Patienten gern angenommen und immer häufiger nachgefragt. Viele sind ja für jede Tablette dankbar, die sie nicht einnehmen müssen. Die kurze Behandlungszeit, die gute Verträglichkeit und die geringen Kosten des Therapieverfahrens (in der Schmerztherapie ca. 20 Euro pro Sitzung für Selbstzahler) sind weitere durchschlagende Argumente, die jeder Betroffene leicht nachvollziehen kann. Und so kommt es, dass sich seit 20 Jahren täglich in meiner Praxis ein Dutzend Schmerzgeplagte einfinden: die junge Mutter mit fünf kleinen Kindern und einem „kaputten“ Rücken ebenso wie der Sportkletterer mit dem Handgelenkproblem, die älteren Damen mit den dicken Fingergelenken, die nicht einmal mehr eine Kaffeetasse halten können, die Powerfrau mit dem hartnäckigen Spannungskopfschmerz oder der entnervte Herr mit der erfolglos vorbehandelten Gürtelrose-Neuralgie. Und – darauf bin ich stolz – in meiner Praxis gibt es kein Cortison, keine überflüssige Chemie und so gut wie keine Schmerzmittel-Verordnungen. Es wird in jedem Einzelfall abgewogen, ob die Mesotherapie notwendig und auch wirklich die beste Behandlungsoption ist. Wenn ja, dann muss ich sie auch empfehlen. Und ganz nebenbei sparen meine Patienten und ich den Krankenkassen und dem ganzen System sehr viel Geld, und das ganz sicher nicht auf Kosten der Gesundheit….

Und nachdem inzwischen über 650 Ärzte und Heilpraktiker in Deutschland die alternative Mesotherapie regelmäßig einsetzen, kommt da einiges zusammen: an Nutzen und an Einsparungen. Und der Trend hält an, vielleicht übertreffen wir in Zukunft sogar das Mutterland der Mesotherapie, Frankreich, wo die populäre Methode universitär gelehrt und von den Krankenkassen bezahlt wird! Von daher gesehen kann es in der Schmerztherapie nach dem „AUS“ für das WHO-Stufenschema nur besser werden:
ganzheitlich, individuell und gezielt, nach dem Motto des Erfinders der Mesotherapie, Dr. Michel Pistor: Arzneimittel ja – aber „wenig –selten – und am richtigen Ort“.

Wenn Sie mehr über dieses Thema wissen möchten, hier sind die Kontaktadressen: Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie DGM, im Internet unter www.mesotherapie.org

von Dr. med. Britta Knoll, Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie, München

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