Exotische Heilverfahren wie Ayurveda oder Traditionelle Chinesische Medizin kennt heutzutage fast jeder, doch von Traditioneller Europäischer Medizin (TEM) haben die wenigsten gehört. Wie die Zeitschrift VITAL in ihrer aktuellen Ausgabe (11/2008; EVT: 22. Oktober) berichtet, gibt es jedoch auch bei uns eine über 2000 Jahre alte Medizintradition, die auf das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele baut. Damit liegt TEM ganz im Trend einer ganzheitlichen Medizin. Laut einer aktuellen Internet-Umfrage helfen sich mehr als 80 Prozent der Deutschen lieber mit Hausmitteln als mit Tabletten. Den Begriff TEM kennen die meisten dennoch nicht.

„In der TEM vereinen sich all jene naturheilkundlichen Verfahren, die zum europäischen Kulturgut gehören und deren Fundament das Konzept der Vier-Säfte-Lehre ist“, sagt Dr. Bernhard Uehleke von der Abteilung für Naturheilkunde an der Berliner Charité. Dieses Fundament wurde in der Antike von berühmten Ärzten wie Hippokrates gelegt. Laut Uehleke sind die therapeutischen Überlegungen des Altertums noch heute erstaunlich aktuell, da die TEM Gesundheit als einen Ausgleich zwischen sämtlichen Lebensbereichen versteht und daher einen maßvollen Lebensstil vorsieht.

Neben Bewegung, gesunder Ernährung und dem seelischen Gleichgewicht setzt die Traditionelle Europäische Medizin vor allem auf die Pflanzenheilkunde und unterschiedliche Reiztherapien. Insbesondere der Phythotherapie mit ihren rund 250 Arzneipflanzen kommt dabei zentrale Bedeutung zu. Zu den berühmten Verwendern zählen Paracelsus oder Hildegard von Bingen. Nicht nur naturheilkundlich orientierte Ärzte und Heilpraktiker nutzen die Kraft der Kräuter, auch die moderne Wissenschaft sucht im Erbe der mittelalterlichen Klostermedizin nach längst vergessenen Wirkprinzipien.

Weiterer zentraler Pfeiler der TEM sind Heilverfahren, die in der heutigen Alternativmedizin zur Entschlackung eingesetzt werden. Dazu gehören Massagen, Wickel, Heilfasten oder auch das bereits im Altertum eingesetzte Schröpfen. Neben ausleitenden Verfahren gibt es außerdem die traditionellen physikalischen Regulationstherapien, um die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Dazu zählen unter anderem Anwendungen mit Wasser, Wärme, Kälte und Luft * klassische Naturheilverfahren, die unter dem Begriff „Medical Wellness“ boomen. „Moor- oder Seeheilbäder, heilklimatische Kurorte, Felke-, Schroth- oder Kneippkuren sind ein lebendiges Stück TEM, das in über 350 deutschen Heilbädern und Kurorten existiert“, sagt Prof. Jügen Kleinschmidt vom Institut für Gesundheits- und Reha-Wissenschaften der Universität München.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.