Die Impfrate gegen Grippe ist gerade bei den besonders gefährdeten älteren Menschen in Deutschland noch weit von den von der WHO vorgegebenen Zielen entfernt. Deshalb sollte jetzt jeder Patientenkontakt mit Risikopersonen – auch im Rahmen einer reisemedizinischen Beratung – genutzt werden, um den Impfstatus zu überprüfen und Grippeimpfungen gegebenenfalls nachzuholen. Dies forderte Dr. Christian Schönfeld vom Berliner Institut für Tropenmedizin anlässlich des „Symposions Impfen, Reisen und Gesundheit“ am 27. September in München. Dabei gilt es, laut Dr. Schönfeld, auch auf die Auswahl eines für den jeweiligen Patienten geeigneten Grippeimpfstoffs zu achten.

Aktuell besondere Situation bei Grippe

Jährlich 5.000 bis 15.000 Todesfälle machen die Grippe in Deutschland zu einer ernstzunehmenden Bedrohung. Angesichts der besonderen Situation der bevorstehenden Grippesaison kommt der vorbeugenden Impfung nach Ansicht von Dr. Schönfeld in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. „In dieser Saison gibt es die Besonderheit, dass alle drei im Impfstoff enthaltenen Virusstämme neu sind“, erklärte der Impfexperte. Denn die WHO, die jedes Jahr im Frühling bekannt gibt, welche Grippestämme voraussichtlich in der folgenden Grippesaison zirkulieren werden, hat in diesem Jahr erstmals seit über 20 Jahren drei neue Stämme empfohlen. Es zirkulieren somit neue Virenstämme, die für das Immunsystem noch völlig unbekannt sind. Damit ist keine Teilimmunität aus vorangegangenen Impfungen vorhanden, wie das in anderen Jahren war, in denen nur ein oder zwei Virenstämme ausgetauscht wurden. „Es ist diesmal besonders wichtig, das Immunsystem auf diese neuen Viren vorzubereiten“, betonte Schönfeld. Dies gilt laut Dr. Schönfeld vor allem für die besonders gefährdete Gruppe der Senioren, bei der die grippebedingte Sterberate sowie die Häufigkeit schwerer Verläufe der Infektion am höchsten sind. Die Schutzwirkung der Grippeimpfung hängt nicht nur von der Übereinstimmung der Impfstoffe mit den zirkulierenden Viren, sondern auch von der Auswahl eines für die Patientengruppe geeigneten Impfstoffs ab. „Die Wirksamkeit der Standardimpfstoffe ist bei Menschen bis 60 Jahren gut, aber im höheren Alter nimmt sie ab. Eine bessere Wirksamkeit wird mit einem wirkverstärkten Impfstoff erreicht, der in Deutschland für Personen ab 65 Jahren zugelassen ist“, sagte Schönfeld. „Damit lassen sich bei Älteren deutlich höhere Schutztiter erreichen als mit einem konventionellen Impfstoff. Und je höher der Titer, so haben Studien gezeigt, desto besser ist der Impfling vor der Infektion geschützt. Dieser extra für diese Altersgruppe entwickelte Impfstoff kommt aber leider noch zu selten zum Einsatz“, so der Leiter der reisemedizinischen Ambulanz am Tropeninstitut.

Vor Reisen an Grippeimpfung denken

Zunehmend von Bedeutung ist die Grippeimpfung als reisemedizinische Prophylaxe, wie Dr. Schönfeld erläuterte. „Bei Kreuzfahrten, Busreisen – grundsätzlich bei organisierten Reisen in Gruppen – besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko“, so der Tropenmediziner. Diese Reiseformen sind gerade bei den besonders gefährdeten älteren Menschen beliebt. Bei der reisemedizinischen Beratung dieser Personengruppe sollte laut Schönfeld daher immer auch an eine Grippeimpfung gedacht und eventuelle Impflücken geschlossen werden. „Dabei ist zu beachten, dass je nach Reiseziel die Grippe zu unterschiedlichen Zeiten Saison hat. Auf der nördlichen Halbkugel zirkulieren Grippeviren von November bis April, in der südlichen Hemisphäre dagegen von Mai bis Oktober. In den Tropen muss man ganzjährig mit Grippe rechnen“. Normalerweise unterscheidet sich die Zusammensetzung der Impfstoffe für die beiden Hemisphären, da häufig unterschiedliche Viren zirkulieren. Das ist in diesem Jahr anders, wie Schönfeld erläuterte: „Die WHO hat soeben bekannt gegeben, dass für die Grippeimpfstoffe für die Südhalbkugel die gleichen Virenstämme empfohlen werden, wie für die Nordhalbkugel. Somit können die jetzt zur Verfügung stehenden Impfstoffe in 2009 auch zur Grippeprophylaxe vor Reisen auf die Südhalbkugel verwendet werden.“ Weitere Informationen unter www.influenza.de

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