Unter Rückenproblemen leiden rund 30 Millionen Deutsche. Nicht nur ältere Generationen klagen über Schmerzen und Verspannungen, selbst jüngere Menschen leiden unter Rückenbeschwerden. Doch welche Maßnahmen schützen Wirbelsäule und Muskeln? Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der deutschen Wirbelsäulenliga e.V., gibt wertvolle Tipps.

Mit 20 Jahren: Viel emotionaler Druck lastet heute auf jungen Menschen: guter Schulabschluss, Berufseinstieg, Leistungsbereitschaft. Auch der Rücken bekommt den Stress zu spüren. Wenn sich Studierende nächtelang über Bücher beugen oder im Hörsaal auf unbequemen Bänken sitzen, bleiben Muskelverhärtungen kaum aus. „Jetzt hilft ein gutes Ausgleichsprogramm“, weiß Dr. Schneiderhan. Bewegung baut Stress ab und stärkt zudem die Wirbelsäule. Auch Osteoporose hat später keine Chance, wenn ihr bereits in jungen Jahren Fitness-Training und kalziumreiche Ernährung entgegenstehen.

Mit 30 Jahren: Ab 30 lassen sich an nahezu jeder Wirbelsäule Verschleißerscheinungen erkennen. Viele in dieser Altersgruppe entwickeln sich zu typischen „Büromenschen“. Tägliches Sitzen vor dem Computer, kaum Bewegung und unausgewogene Ernährung schwächen Knochen und Muskeln und führen zu gravierenden Spätfolgen. Dr. Schneiderhans Vorschlag: „Bei der Arbeit hilft es, dynamisch zu sitzen. Aufstehen, lockern und öfter die Position verändern aktiviert Muskeln und entlastet die Bandscheiben.“ Zusätzlich unbedingt Sport treiben! „Wer seinen Alltag sitzend verbringt, sollte seine Freizeit sportlich gestalten, zum Beispiel mit Radfahren oder Schwimmen“, sagt der Orthopäde.

Mit 40 Jahren: Allmählich nimmt sowohl bei Frauen als auch bei Männern der Hormonspiegel im Blut ab, was Muskeln Knochen schwächen kann. Resultat: geringere Belastbarkeit der Gelenke und zunehmende Rückenprobleme. „Regelmäßige Knochendichtemessungen lassen eine frühzeitige Diagnose und Therapie zu. So verhindern wir rechtzeitig ernsthafte Erkrankungen“, lautet der Expertentipp von Dr. Schneiderhan.

Mit 50 Jahren: Jetzt setzen sich Fettpölsterchen hartnäckiger an als früher. Übergewicht wirkt sich – in Kombination mit zahlreichen anderen Faktoren – langfristig negativ auf den Rücken aus, daraus resultieren vermehrt Bandscheibenvorfälle. „Inzwischen behandeln wir Patienten mit solchen Symptomen wenn möglich minimalinvasiv, ohne offene Operation“, erklärt Dr. Schneiderhan. Trotz moderner Therapiemöglichkeiten empfiehlt der Spezialist: „Um es gar nicht erst zu so weit kommen zu lassen, gehört Sport wie etwa Walking auch mit ‚50 plus’ zum Pflichtprogramm.“

Mit 60 Jahren: Schlafstörungen durch Rückenleiden machen Betroffenen das Leben oft schwer. „Ein Teufelskreis beginnt, denn wer schlecht oder wenig schläft, erkrankt langfristig“, beschreibt Dr. Schneiderhan die Situation. Daher rät er zu einer guten Matratze mit passendem Lattenrost, um die Wirbelsäule optimal zu stabilisieren. Doch der Eintritt ins Rentenalter bringt auch positive Gesundheitsaspekte mit sich: Endlich bleibt genügend Zeit für rückengesunden Sport. „Unseren Patienten empfehlen wir beispielsweise Wandern, da es Muskulatur und Kondition stärkt, ohne die Wirbelsäule zu überlasten“, erzählt Dr. Schneiderhan.

Mit 70 Jahren: Mit fortschreitendem Alter nutzen sich Gelenkknorpel stärker ab, was häufig zu Arthrose führt. „Bei einer Behandlung setzen wir auf Schmerztherapien oder eine Hemmung des Knorpelverschleißes“, erläutert Dr. Schneiderhan. Spätestens mit 70 Jahren leidet jeder zweite Bundesbürger auch unter Osteoporose. Skelettknochen im gesamten Körper werden zunehmend porös, da die Knochendichte sinkt. Brüche treten nun sogar in der Wirbelsäule auf. Mithilfe neuer Therapien wie der Kyphoplastie stabilisieren Mediziner heutzutage jedoch osteoporosebedingte Wirbeleinbrüche patientenschonend und minimalinvasiv.

Grundsätzlich gilt also: Mit der richtigen Vorsorge steht einem gesunden Rücken in jeder Dekade nichts im Wege.

Quelle: orthopaede.com

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