Wer im dunklen Kinosaal einen Film verfolgt, kann sich den Gefühlen der Leinwandhelden kaum entziehen. Eine emotionale Berührung, die mitunter lange nachwirkt. Wie die Zeitschrift VITAL in ihrer neuesten Ausgabe (2/09) berichtet, können ausgesuchte Kinofilme unter Umständen mehr soziale Kompetenz vermitteln als mancher Coach.

„Nur beim Filmeschauen können wir in einer extrem konzentrierten Form Erfahrungen über das Leben machen“, erläutert Dirk Blothner, Professor für Medienpsychologie an der Universität Köln. Da Liebe, Verlust und Wiederannäherung auf der Leinwand wie im Zeitraffer erlebt würden, hinterließe ein Kinoabend oft das Gefühl, auch für die eigenen Liebes- und Lebensfragen eine Antwort gefunden zu haben – zumindest vorläufig.

Im Kino empfundene Gefühle können zudem im Alltag reaktiviert werden. So motiviert die emotionale Erinnerung an das mutige Verhalten anderer unter Umständen den Zuschauer selbst zu einer mutigen Tat. Dazu braucht es keine Überhelden wie Robin Hood oder die Gefährten aus dem „Herrn der Ringe“. Im Gegenteil: Nachhaltiger beeinflussen uns Filme, die alltäglicher sind – und trotzdem erhebende Gefühle hinterlassen. Das müssen keineswegs nur Geschichten mit positivem Ausgang sein, auch Filme wie das Sterbehilfe-Drama „Das Meer in mir“ können wichtige Impulse geben.

„Filme erlauben uns ein Probehandeln, eine Vorwegnahme schwieriger Situationen“, erklärt Medienpsychologe Blothner den Effekt. Das gelte allerdings nicht für banales Popcornkino, das eine ähnliche Wirkung wie Fast Food habe – nach dem Genuss ist man pappsatt, hat aber wenig später wieder Hunger.

Die Therapie-Couch kann der Kinosessel allerdings nicht ersetzen, wie die Studie einer koreanischen Psychologin zeigt. Dabei wurde eine Gruppe von Patienten mit Psychotherapie, eine andere mit Filmen behandelt. Zwar fühlten sich beide Gruppen nach zwei Monaten deutlich besser, doch nur die Psychotherapie-Patienten konnten ihr Verhalten auch langfristig ändern.

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