Sportmediziner, Allergologen, Schwimmweltmeister, Kabarettisten und Ernährungsmediziner gehören zum großen Expertenteam von imedo. Ab sofort berichten die Experten aus Funk und Fernsehen im wöchentlichen Wechsel darüber, was wirklich gesund ist, was Anfänger beim Sport beachten sollten und wie Pollen-Allergiker unbeschadet durch den Frühling und Sommer kommen. In dieser Woche: Allgemeinmediziner Dr. Thomas Weiss* erläutert die Frühjahrsmüdigkeit und gibt Tipps, dagegen anzukämpfen.

Draußen werden die Tage länger und wir freuen uns über den Frühling. Doch obwohl die Stimmung eigentlich nach dem langen Winter besser werden sollte, leiden wir unter Antriebsmangel und Lustlosigkeit, kurz Frühjahrsmüdigkeit. Jeder Zweite soll davon betroffen sein. Trotz dieser Häufigkeit hat die Wissenschaft nur ein sehr ungenaues Verständnis von den Ursachen. Meist werden relativ verschwommene Erklärungsversuche unternommen. Zwei Hauptgründe scheinen wahrscheinlich zu sein:

Die Frühjahrsmüdigkeit ist der letzte Ausläufer der Winterdepression. Grund für diese ist der Mangel an Licht in unseren gemäßigten Breiten. Leuchtet das Licht an einem hellen Sommertag mit 10.000 Lux (ein Lux verbreitet eine Kerze in einem Meter Entfernung), so wird es im Winter in den Häusern kaum heller als 400 bis 800 Lux. Das hat Folgen für das hormonelle Gleichgewicht des Körpers. Helles Licht setzt nämlich unter anderem Serotonin im Gehirn frei. Diese Substanz wird oft als das „Gute-Laune-Hormon“ bezeichnet, das außer für die Stimmung auch für den Tag-Wach-Rhythmus zuständig ist.

Im Winter kann ein Mangelzustand an diesem Hormon herrschen. Daher sinken bei etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung die Stimmung und der Antrieb in ein Herbst/Winterloch, was auch als saisonale Depression bezeichnet wird. Doch die Frühjahrsmüdigkeit trifft uns ausgerechnet, wenn die Tage länger und heller werden, was eigentlich paradox ist. Dazu benötigt man den zweiten Erklärungsansatz.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich die sogenannte „Chronobiologie“ (Chronos = Zeit, Bios = Leben) mit den rhythmischen Vorgängen im Körper. Dabei fand man heraus, dass wir alle über einen „eingebauten“ Tagesrhythmus verfügen, der auch erhalten bleibt, wenn man allein in dunklen Höhlen ohne Verbindung zur Außenwelt lebt. Dieser Rhythmus ist interessanterweise im Durchschnitt 25 Stunden lang – vielleicht ist dies der tiefere Grund, warum nicht nur Manager das Gefühl haben, die Tage wären zu kurz. Leben Menschen lange Zeit völlig alleine in Höhlen, dann spielt sich meist solch ein „natürlicher“ 25-Stunden-Tag ein. Im Alltag werden wir jedoch durch das Tageslicht und die sozialen Aktivitäten immer wieder auf den 24-Stunden-Tag „synchronisiert“.
Zweimal im Jahr – im Herbst und Frühling – ändern sich die Tageszeiten besonders zügig. In diesen Zeiten müssen wir durch eine Mini-Zeitumstellung. Jeden Tag geht die Sonne einige Minuten später bzw. früher auf. Darauf müssen wir uns einstellen.
 Nicht allen Menschen gelingt das gleich gut. Einige geraten in ein „Jetlag-Syndrom“, so wie wenn wir mit dem Flugzeug in eine andere Zeitzone fliegen. Die Folge in beiden Fällen: Müdigkeit.

Was daher beim Jetlag hilft, ist auch bei der Frühjahrsmüdigkeit sinnvoll: Man muss den Körper auf den neuen Tagesrhythmus einstellen. Dazu einige Tipps:

Am intensivsten wirkt helles Licht am Morgen. Es signalisiert dem Körper, dass jetzt die Zeit für Aktivität ist. Bewegung in dieser Zeit unterstützt diesen Effekt erheblich.
 Ein zügiger Spaziergang vor oder nach dem Frühstück wirkt somit doppelt positiv. Ebenfalls sinnvoll sind Saunagänge und eine vitaminreiche, gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Falls Sie nicht an Frühjahrsmüdigkeit leiden und trotzdem diese Ratschläge befolgen, dann ist das natürlich auch nicht verkehrt.

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