Während früher ein neu entwickeltes Arzneimittel für alle Menschen geeignet zu sein schien, kommt es in Zukunft mehr auf die individuellen Unterschiede bei der Therapie an. Die Zukunft der Arzneimittel liege nicht mehr im Gießkannenprinzip der früheren Jahre, prophezeite Professor Dr. Norbert W. Paul, Medizinhistoriker an der Universität Mainz, anlässlich des Deutschen Internistenkongresses in Wiesbaden. Das berichtet die Neue Apotheken Illustrierte in der ersten Folge ihrer neuen Serie »Rund ums Arzneimittel« in ihrer aktuellen Ausgabe vom 1. Juli 2009.

Denn manche Therapien schlagen bei verschiedenen Patientengruppen unterschiedlich an: So wissen Forscher, dass es genetische Ursachen bei Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln gibt. Auch das Alter des Patienten spielt eine Rolle. Und etliche Arzneistoffe wirken bei Frauen anders als bei Männern. So scheinen Frauen auf Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen stärker zu reagieren. Auch bei den Krankheiten gibt es Unterschiede: Schlaganfälle, Angina pectoris, akute Herzgefäßerkrankungen und Herzinfarkte treffen Frauen zwar später, dann jedoch häufiger als Männer.

Dass derzeit in frühen Stadien der Arzneimittelentwicklung Substanzen verworfen werden, weil sie im Test an männlichen Versuchstieren versagen, kritisiert auch Professor Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek von der Charité in Berlin. Mögliche positive Effekte, die sich an weiblichen Versuchtieren zeigen könnten, würden gar nicht weiter erforscht. Sie wünscht sich auch in den weiteren klinischen Studien eine stärkere Berücksichtigung von Frauen.

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