Die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit von Allgemeinmedizin und Zahnmedizin sollte mehr denn je beachtet werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist eine wichtige Grundlage für Diagnose und Therapie verschiedenster Erkrankungen. Patienten sollten über die folgenden Zusammenhänge informiert sein:

In der Mundhöhle sind zahlreiche Infektions- und Entzündungsherde möglich, die Krankheiten auslösen können und Folgen für den gesamten Organismus haben. Eine besonders gut untersuchte Erkrankung der Mundhöhle ist die Parodontitis (von Laien oft Parodontose genannt). Die Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates, bei der es aufgrund der Bakterien am Zahnhals und weiterer Faktoren zur Ausbildung von Zahnfleischtaschen, zum Abbau des zahnumgebenden Knochens und letztlich auch zum Zahnausfall kommen kann. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben in den letzten Jahren gezeigt, dass Patienten mit Parodontitis ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und eine schlechtere Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) aufweisen.

Bei einer Parodontitis gelangen Bakterien und Entzündungsmoleküle aus dem Mund in die Blutgefäße des Zahnhalteapparates, also in den Knochen und das Zahnfleisch, um dann über das Blut zu anderen Stellen des Körpers transportiert zu werden. In den Gefäßen, die das Herz oder das Gehirn versorgen, können die Bakterien und Entzündungsmoleküle zu Schädigungen, Verdickungen und Verkalkungen der Gefäßwände führen. Zusätzlich können diese Entzündungsmoleküle die Wirkung von Insulin, das unter anderem die Aufnahme von Zucker in Zellen fördert, hemmen. Dadurch verbleiben mehr Zuckermoleküle im Blut, d.h., der Blutzuckerspiegel steigt an, was besonders bei Diabetikern sehr kritisch ist.

Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes leiden häufiger an einer Parodontitis als Nichtdiabetiker. Bei einem schlecht eingestellten Diabetes können die hohen Blutzuckerspiegel zu einer Veränderung von Proteinen führen. Solche veränderten Moleküle lagern sich bei schlechter Blutzuckereinstellung vermehrt in den Geweben des Körpers, so z.B. auch im Zahnhalteapparat, ab. Da diese Moleküle entzündungsfördernd sind, wird die durch die Parodontitis hervorgerufene Entzündung im Knochen und Zahnfleisch zusätzlich verstärkt. Als Folge der exzessiven Entzündung kommt es dann zu einem verstärkten Abbau dieses Gewebes, denn mit Zunahme der Entzündung entstehen auch mehr gewebeauflösende Moleküle. Bei übergewichtigen Diabetikern werden außerdem noch Moleküle aus dem Fettgewebe ins Blut freigesetzt, die ebenfalls die Entzündung und den Abbau des Zahnhalteapparats fördern.

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