Sind Schmerzpatienten in Deutschland optimal versorgt? Und welche Kosten verursachen sie? Bisher gab es auf diese Fragen keine wirklich überprüfbaren Antworten. In Zukunft wird es für die Krankenkassen aber immer wichtiger, chronische Schmerzpatienten oder Patienten mit einem starken Chronifizierungsrisiko zu identifizieren, um geeignete Präventions- und Therapiekonzepte für diese Gruppen zu entwickeln und Hospitalisierungen zu vermeiden. Seit mehr als einem Jahr läuft eine breit angelegte Studie zur Versorgungssituation von Schmerzpatienten. Partner in dieser ersten Phase des Projektes sind neben dem Pharmaunternehmen Grünenthal die Deutsche Angestelltenkrankenkasse (DAK). Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei Prof. Glaeske (Bremen) und dem IGES-Institut in Berlin. Das Konzept sowie erste Teilergebnisse zum Thema „Identifikation und Gruppierung von Schmerzpatienten“ in GKV-Routinedaten wurden nun auf dem Deutschen Kongress für Versorgungsforschung in Heidelberg vorgestellt.

Um die Versorgungssituation von Schmerzpatienten beurteilen zu können, ist eine Typisierung der Patienten unabdingbar, „da ansonsten Patienten mit den unterschiedlichsten Grunderkrankungen und damit zusammenhängenden Behandlungsverläufen und -intensitäten in der Analyse nicht voneinander unterschieden werden könnten“, beschrieb Dr. Antje Freytag vom IGES-Institut auf dem Deutschen Kongress für Versorgungsforschung. Daher wurden in einer Vorstudie zunächst schmerztypische Diagnosen ermittelt, um die relevanten Patienten zu identifizieren. In die Analyse flossen die Daten von insgesamt 5,5 Millionen DAK-Versicherten mit ein, von denen 259.488 im Jahr 2006 mindestens eine und 119.043 mindestens zwei Opioidverordnungen erhielten. Anschließend wurden mittels klinischer Klassifikationsprogramme neun „Schmerztypen“ herausgefiltert, die bei Opioidnutzern (mindestens zwei Verordnungen) überproportional häufig vorkamen.

Am häufigsten kam der Schmerztyp arthrosebedingte Schmerzen (inkl. Schmerzen bei Rheumatoider Arthritis) vor (26,3 Prozent). An zweiter Stelle rangiert der Schmerztyp bandscheibenbedingte Schmerzen (18,0 Prozent). Anhand dieser Klassifikation lassen sich zukünftig – unabhängig von den Verordnungsdaten – Versicherte selektieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an mittleren bis starken Schmerzen leiden. Ein vergleichbares Instrument stand bisher nicht zur Verfügung.

Weitere Analyse zum Thema Rückenschmerz

Da die Thematik Rückenschmerzen bei den Schmerztypen insgesamt stark vertreten war, werden nun in einem zweiten Schritt alle relevanten Rückenschmerztypen hinsichtlich Krankheitskosten sowie Patienten- und Verordnungsprofilen analysiert. Ziel ist es, mögliche Prädiktoren für hohe Krankheitskosten zu finden. Die detaillierte Analyse zu weiteren Schmerztypen wird anschließend folgen.

Vermeidung von Chronifizierungen

Warum ist diese Selektion der Schmerzpatienten so wichtig? Schmerzpatienten sollen rechtzeitig erkannt werden, damit man sie in multimodale Behandlungskonzepte integriert. So erhofft man, eine Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern, die für die Patienten in der Regel mit jahrelangen, oft frustrierenden Therapieversuchen verbunden ist und für die Krankenkassen einen erheblichen, oft nicht abschätzbaren Kostenfaktor darstellt. Durch die Analyse der Krankheitskosten will man darüber hinaus kostentreibende Faktoren identifizieren, um sie in Zukunft umgehen zu können.

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