Das Gewicht, das ihre Familienmitglieder auf die Waage bringen, ist den Deutschen nicht so wichtig. Im Gegenteil: In Deutschland wird fast jeder so von seinem Partner geliebt, wie er ist. Ganz anders verhält es sich dagegen in vielen anderen Ländern auf der Welt, wie das Magazin Reader’s Digest in seiner Februar-Ausgabe berichtet. Eine international unübliche Toleranz lassen die Deutschen auch bei ihren Sprößlingen walten: Nur 14 Prozent der deutschen Eltern sagen, dass ihre Kinder abnehmen sollten – und dies, obwohl Fettleibigkeit bei Kindern mittlerweile weltweit Anlass zur Sorge gibt.

Das Magazin Reader’s Digest wollte genau wissen, wie Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt mit ihrem Körpergewicht umgehen, und initiierte eine repräsentative Umfrage. Die Untersuchung, die das internationale Meinungsforschungsinstitut Synovate im Auftrag von Reader’s Digest in 16 Ländern durchführte, brachte Erstaunliches zu Tage. Beispielsweise gaben in den meisten untersuchten Ländern ein Drittel bis fast die Hälfte der Menschen zu, dass sie es gerne sehen würden, wenn ihr Lebenspartner abnähme. Das Magazin veröffentlicht die Ergebnisse nun weltweit gleichzeitig in allen 49 Länder-Ausgaben.

Die Welt auf der Waage

Finnland geht aus der Studie als jenes Land hervor, das sich der Gefahr der Fettleibigkeit am meisten bewusst ist. 83 Prozent der Finnen haben wenigstens einmal im Leben versucht abzunehmen. Dieser Wert liegt um 10 bis 60 Prozentpunkte höher als in den anderen untersuchten Ländern.

Brasilien kann man getrost als das Land bezeichnen, in dem der Schlankheitswahn grassiert. 83 Prozent aller Brasilianer finden, dass zu großes Aufheben darum gemacht wird, wie viel jemand wiegt. Wobei Männer (77 Prozent) und Frauen (89 Prozent) diesen Druck gleichermaßen verspüren.

Das Land, in dem sich die meisten Ehefrauen wünschen, dass ihre Ehemänner abnehmen, sind die Vereinigten Staaten. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) aller verheirateten US-Amerikanerinnen fänden es gut, wenn ihre Gatten dünner wären. Die Ironie: 68 Prozent der US-Amerikanerinnen gaben an, dass die amerikanische Kultur zu viel Wert auf die Figur lege. Offensichtlich findet ein dicker Bauch mehr Gnade, wenn er nicht gerade den eigenen Ehemann verunziert.

Das Land, in dem sich die meisten Ehemänner (48 Prozent) wünschen, dass ihre Frauen abnehmen, ist Indien.

Ungarn ist das einzige Land neben Deutschland, in dem nahezu jeder so geliebt wird, wie er ist. Lediglich 13 Prozent der verheirateten Ungarn ist der Leibesumfang ihres Partners ein Dorn im Auge (Deutschland: 16 Prozent).

In keinem anderen Land der Welt werden so viele Diätpillen geschluckt wie in China. 37 Prozent der Chinesen gaben zu, die kleinen Dünnmacher einzunehmen.

Ärzte haben es in der Schweiz besonders schwer mit Diätratschlägen. Lediglich 11 Prozent der Schweizer gaben den Rat des Arztes als Motivation für einen Diätversuch an. Die benachbarten Franzosen (39 Prozent), aber auch die Mexikaner (46 Prozent) sind deutlich folgsamer.

In Russland hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass Rauchen als Appetitzügler wirkt. 23 Prozent aller russischen Männer und 18 Prozent aller russischen Frauen gaben zu, dass sie rauchen, um abzunehmen.

Kein Land zeigt beim Thema Körpergewichtigkeit soviel Ehrlichkeit wie die Philippinen. 82 Prozent der Philippiner geben zu, dass ihnen die Willenskraft fehlt, leckeren Speisen zu widerstehen.

Frankreich schiebt die Schuld für die Gewichtszunahme des Durchschnittsbewohners auf die Amerikaner und ihre international verbreiteten Essgewohnheiten. Mit einem Votum von 79 Prozent fällt diese Schuldzuweisung in Frankreich so deutlich aus wie in keinem anderen Land. Allerdings nennen selbst in den USA fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) den Verzehr von Fast-Food-Produkten als Ursache für Fettleibigkeit.

Deutschland sieht in den Genen einen akzeptablen Grund fürs Übergewicht. Für deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen (61 Prozent) ist der Hinweis auf das Erbgut der Eltern eine plausible Entschuldigung für zu viele Pfunde. Nur die Russen (70 Prozent) führen diesen Grund noch häufiger ins Feld, während in Brasilien lediglich 13 Prozent der Menschen diese Ansicht teilen.

Was die Welt richtig macht

Wer mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet ist und mehr auf seine Linie achten will, erhält in der Februar-Ausgabe von Reader’s Digest wertvolle Tipps – mit Ratschlägen von Experten aus der ganzen Welt:

– Fahrrad statt Auto: Mehr als die Hälfte der niederländischen Fahrradbesitzer (54 Prozent) benutzen ihren Drahtesel täglich

– Nordic Walking: Wer die Sportart praktiziert, die in  Finnland zu den beliebtesten zählt, kann beim regelmäßigen Spaziergang locker ein paar Kalorien mehr verbrennen.

– Permanente Saure-Gurken-Zeit: Bei den Ungarn ist das Einlegen von Gemüse sehr beliebt. Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass Essigsäure den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel senken sowie die Fettbildung verhindern kann.

– Abwarten und Tee trinken: In Ländern mit einer ausgeprägten Teekultur tritt Fettleibigkeit in der Regel seltener auf. Rooibos- oder Rotbuschtee aus Südafrika verfügt über natürliche Süße, so dass der Zucker entfallen kann.

– Powernapping: Es gibt immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass chronischer Schlafmangel zu einer Gewichtszunahme führen kann. In Japan nehmen sich viele Arbeitnehmer und Studenten Zeit für einen 20- bis 30-minütigen Mittagsschlaf.

– Zu Hause kochen: Wer nicht kochen kann, wird eher dick, sagt die Forschung. Denn wer selbst den Kochlöffel schwingt, ernährt sich bewusster. Die Polen geben nur 5 Prozent ihres Haushaltsgeldes für Restaurantbesuche aus, der typische Amerikaner dagegen 37 Prozent.

– Lange sitzen, viel reden: Wer länger am Esstisch sitzt, isst oft weniger. Das Gehirn benötigt etwa 20 Minuten, bis es registriert hat, dass der Mensch satt ist. Wer sich in dieser Zeit mit seinen Tischnachbarn unterhält, isst oft weniger. Die Franzosen sind Meister in ausgedehnten Familienmahlzeiten, wobei das Gespräch immer wieder vom Essen ablenkt.

Zur Methode der Umfrage: Das internationale Meinungsforschungsinstitut Synovate hat im Oktober vergangenen Jahres im Auftrag von Reader’s Digest in 16 Ländern jeweils mindestens 1000 Menschen landesweit repräsentativ befragt. Allein in Deutschland wurden 1012 Menschen befragt, in der Schweiz 1001.

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