In Deutschland wird seit einigen Wochen heftig über die Stabilisierung des Gesundheitssystems gestritten. Im Mittelpunkt stehen aktuell die Regelungen zur Preisfestsetzung von Arzneimitteln. Dabei wird der Nutzen der Arzneimittel auf eine rein ökonomische Größe reduziert.

„Die öffentliche Diskussion droht zu entgleisen. Neben markigen Sprüchen über Teppichhändler und Fesseln, die der Industrie anzulegen seien, wird ein vereinfachtes und falsches Bild eines einheitlichen Arzneimittelmarktes skizziert“, kommentiert Dr. Bernd Wegener, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI e.V.), die Entwicklung der öffentlichen Debatte. „Wir müssen über die großen Differenzen diskutieren und auf den Gemeinsamkeiten aufbauen“, so Wegener, und ergänzt: „Für die Arzneimittelversorgung in Deutschland müssen alle Beteiligten eine tragfähige Balance zwischen notwendigen Innovationen, den Wettbewerbsregeln im generischen Markt und den Arzneimittelausgaben finden. Entsprechend kontrovers ist die Debatte – und zu wichtig, um sich in Verschwörungstheorien zu erschöpfen“.

In der Berichterstattung wird über die Haltung von Gesundheitsminister Rösler gegenüber der Pharmaindustrie spekuliert. „Der Vorstoß des Ministers in der letzten Woche hat uns enttäuscht. Wir haben eine kontroverse Debatte über die Ausgabenentwicklung im Gesundheitssystem und die Kosten der Arzneimittelversorgung erwartet. Nicht erwartet haben wir einen Vorstoß, der die Pharmabranche pauschal als Kostentreiber abstempelt“, so Wegener. Tatsächlich tragen die Arzneimittelhersteller nur zu etwa 11 Prozent zu den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung bei und hat die Politik im Generikamarkt einen ruinösen Preisverfall ausgelöst, der die Herstellung von Generika in Deutschland bedroht – mit absehbaren Folgen für das Preisniveau.

„Wir haben für die Preisbildung im patentgeschützten Bereich im Januar 2010 Vorschläge vorgelegt, die auf Verhandlungen zwischen Herstellern und Kassen sowie auf der Grundlage von Nutzendaten basieren. Ziel ist ein selbstregulierendes System auf Basis funktionierender Marktmechanismen. Das ist eine vernünftige Grundlage und wir begrüßen, dass das Bundesgesundheitsministerium und andere Beteiligte in Politik und Gesundheitssystem in ähnliche Richtungen denken“, so Wegener. „Aber bei der Ausgestaltung eines solchen Systems bestehen gravierende Differenzen, über die gesprochen werden muss.“ Kontraproduktiv und unnötig sind in diesem Zusammenhang Schnellschüsse wie weiter erhöhte Zwangsrabatte und Preismoratorien, notwendig dagegen Reformen, die einen vernünftigen Wettbewerb im generischen Markt wieder herstellen. „Wir rufen zur Sachlichkeit auf, denn nur so lassen sich für die Probleme des Gesundheitswesens tragfähige Lösungen finden“, so Wegener.

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