In der Gesellschaft und in der Medizin vollzieht sich ein Wandel gegenüber den Wechseljahren. „Sie sind ein Kulturphänomen, keine Krankheit“, sagt etwa Dr. Matthias David, Oberarzt an der Frauenklinik der Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, in der „Apotheken Umschau“. Zu dieser Einstellung hat eine Studie beigetragen, an der David beteiligt war. Sie kam zu dem Ergebnis, dass etwa jede zweite türkische Einwanderin in den Wechseljahren vermehrte Reizbarkeit beklagt und jede dritte depressive Verstimmungen und Ängstlichkeit.

Von den deutschen Frauen klagen nur etwa zehn Prozent über solches psychisches Leid und weniger als vier Prozent der Asiatinnen. „Jede Frau spürt das Klimakterium. Die jeweilige psychische und soziale Situation bestimmt aber, wie stark dies der Fall ist“, erklärt Professorin Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie am Charité-Campus Benjamin Franklin, Berlin. Die Beschwerden führt sie eindeutig auf hormonelle Veränderungen zurück. Doch wie stark sie die Frau beeinträchtigen, hängt davon ab, was die Veränderung dieser Lebensphase für die Frau konkret bedeuten. Erlebte sie etwa ihre Wertschätzung vor allem als Mutter, wie es bei traditionell lebenden türkischen Frauen oft der Fall ist, leidet sie deutlich stärker als Frauen, die eine alternative Identifikation entwickelt haben. Ein interessanter Beruf oder eine erfüllende Partnerschaft schwächen die Beschwerden ab. „Das wirkt besser als Hormongaben“, sagt Heuser.

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