In Deutschland erkrankten in den ersten 15 Wochen des Jahres 2010 bereits 219 Personen an Masern, von denen 35 im Krankenhaus behandelt werden mussten. „Das erinnert daran, dass Masern keine harmlose Kinderkrankheit sind und die Schutzmöglichkeit durch die Impfung genutzt werden sollte“, sagt Reinhard Burger, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 24.4. bis 1.5.2010. Die Ständige Impfkommission empfiehlt zwei Masernimpfungen im zweiten Lebensjahr und fordert generell dazu auf, Impfungen vor dem 18. Geburtstag nachzuholen, wenn sie nicht zum empfohlenen Zeitpunkt durchgeführt werden konnten.

Die meisten Erkrankungsfälle in diesem Jahr wurden bisher aus Nordrhein-Westfalen und Berlin übermittelt und sind hauptsächlich auf Ausbrüche in Schulen und nachfolgend Ansteckungen von Geschwisterkindern und anderen Haushaltskontakten der Schüler zurückzuführen. Zu dem Berliner Ausbruch ist im aktuellen Epidemiologischen Bulletin (Ausgabe 16/2010) ein Beitrag erschienen. Von einem Masernausbruch in Hamburg führte im vergangenen Jahr eine Infektkette nach Bulgarien, wo seitdem mehr als 14.000 Personen an Masern erkrankten und 18 Patienten starben. Aus diesem Geschehen wurden in diesem Jahr bereits Fälle in andere europäische Staaten sowie auch zurück nach Deutschland „exportiert“. Solche Infektketten können durch molekularbiologische Analysen belegt werden, wie sie insbesondere im Nationalen Referenzzentrum für Masern durchgeführt werden, das am RKI angesiedelt ist.

Der schwerste Masernausbruch in der jüngeren Vergangenheit fand 2006 in Nordrhein-Westfalen statt. Damals erkrankten rund 1.700 Personen, 15 % mussten ins Krankenhaus, zwei Kinder starben, eines davon hatte sich als Säugling infiziert, ein weiteres konnte wegen eines Immundefektes nicht geimpft werden, beide starben an Masernkomplikationen mit Hirnbeteiligung („MIBE„). Ende 2009 wurde bekannt, dass ein Kind, das sich als Säugling 2006 in NRW angesteckt hatte, an einer anderen Komplikation mit Hirnbeteiligung („SSPE„) erkrankt ist, die immer tödlich endet. Säuglinge und Patienten mit Immundefekten können nicht gegen Masern geimpft werden. Diese Fälle machen deutlich, dass man mit einer Impfung auch die Menschen in seiner Umgebung schützt.

Da Masernviren nur bei Menschen vorkommen, ließe sich die Erkrankung durch eine ausreichende Impfquote (95 % für beide Impfungen) ausrotten. Zur Europäischen Impfwoche veröffentlicht das Robert Koch-Institut (ebenfalls im Epidemiologischen Bulletin 16/2010) die Impfquoten bei Schulanfängern. Spitzenreiter bei der zweiten Masernimpfung sind mit 94 % Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, das schwächste Bundesland liegt hier bei knapp 85 %. Die Impfquoten sind in den vergangenen Jahren praktisch in allen Bundesländern für alle Schutzimpfungen kontinuierlich gestiegen oder auf hohem Niveau konstant geblieben. „Das zeigt nicht nur die hohe Impfbereitschaft bei Eltern und Ärzten, sondern auch das große Engagement des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bei der Förderung des Impfgedankens, das weiter aufrechterhalten und ausgebaut werden muss“, meint Burger.

Die Europäische Impfwoche findet zum fünften Mal statt, sie wurde vom Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation initiiert. Zu diesem Anlass hat das RKI auch Video-Spots zum Impfen produziert und auf seinen Impfseiten bereitgestellt.

Weitere Informationen: www.rki.de/impfen & www.euro.who.int/EIW (Impfwoche)

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