„Die Latte ist höher gelegt, übersprungen ist sie noch nicht“, kommentiert vzbv-Vorstand Gerd Billen den gestern vorgelegten 14-Punkte-Plan der Agrar- und Verbraucherminister aus Bund und Ländern. „Wir haben konkrete Vorschläge gemacht und Ergebnisse gefordert, nun liegt ein ehrgeiziger Plan auf dem Tisch“, so Billen. Bund und Länder hätten endlich Einigkeit gezeigt. Trotz der zu begrüßenden Einzelmaßnahmen ist der vzbv skeptisch, dass es zu einem echten Paradigmenwechsel in der Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung kommen wird. „Ohne mehr Geld und Personal sind zusätzliche Aufgaben in der Futtermittelkontrolle nicht zu bewerkstelligen“, fordert Billen konkrete Zusagen der Länder.

„Mehr Sicherheit für alle“, „Verbraucherschutz hat absoluten Vorrang“, „Signal der Geschlossenheit und Entschlossenheit“, „Spitzenreiter in Europa“ – so lauteten die gestrigen Reaktionen der Bundes- und Landesminister. „An diesen hochgesteckten Zielen werden wir die Verantwortlichen und die Umsetzung der Maßnahmen jetzt messen“, so Billen.

Verbraucher umfassend, konkret und verständlich informieren

Genau hinschauen wird der vzbv unter anderem beim Verbraucherinformationsgesetz. Hier hat Verbraucherministerin Aigner die Vorlage eines Entwurfs noch in dieser Woche angekündigt. Anders als von Bund und Ländern vorgestellt, fordert der vzbv die Pflicht zur Veröffentlichung der amtlichen Kontrollergebnisse nicht auf Gesetzesverstöße zu beschränken. Darüber hinaus müsse der Bund den Auftrag erhalten, die relevanten Informationen zu bündeln und für Verbraucher in verständlicher Form aufzubereiten. Billen: „Die Risiko- und Krisenkommunikation muss bei landesübergreifenden Krisen beim Bund liegen.“

Smiley-System bundesweit einführen
Damit die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrolle für den Verbraucher nachvollziehbar sind, müssen geeignete Informationsstrukturen geschaffen werden. Für die Gastronomie, das Lebensmittelhandwerk und den Lebensmittelhandel fordert der vzbv die Einführung eines bundesweit einheitlichen „Smiley“-Systems nach dänischem Vorbild. Vorreiter ist hier Berlin, das als erstes Bundesland ab Juli 2011 ein landesweites „Smiley“-System einführen wird. „Wir wollen mehr Transparenz schaffen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern den Zugang zu wichtigen Informationen erleichtern“, sagt die Berliner Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher. Darüber hinaus strebt Berlin über eine Bundesratsinitiative die Einführung eines einheitlichen Systems in allen Bundesländern an.

Dioxin-Quellen sukzessive trocken legen
Erneut waren Dioxine in Futtermitteln Auslöser eines Lebensmittelskandals. Michael Angrick, Fachbereichsleiter beim Umweltbundesamt (UBA) erläutert: „Dioxine sind sehr langlebig, weltweit verbreitet und reichern sich im menschlichen Körper und der Umwelt an.“ Obwohl der Neueintrag von Dioxinen in die Umwelt seit 1990 erheblich gesunken sei, müssten sukzessive mögliche Dioxin-Quellen etwa aus thermischen Prozessen der Eisen- und Stahlindustrie trocken gelegt und so die allgemeine Belastung der Umwelt mit Dioxinen weiter verringert werden. In den 1980-er Jahren gelangten Dioxine vor allem über Müllverbrennungsanlagen in die Umwelt. Diese sind dank sehr anspruchsvoller Grenzwerte und moderner Technik kein Thema mehr.

Besorgte Verbraucher müssten sich aber laut Angrick derzeit keine akuten Sorgen um ihre Gesundheit machen: „Gesundheitliche Risiken durch kurzzeitig erhöhte Konzentrationen sind weitaus weniger gravierend als eine dauerhafte Belastung mit Dioxinen“, so Angrick und fordert: „Giftige Dioxine aus der Umwelt müssen aus der Nahrungskette rausgehalten werden“. Vom Menschen werden 90 bis 95 Prozent der Dioxine über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel dieser Aufnahme erfolgt über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten.

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