Beim Eishockey ist es keine Seltenheit und auch bei anderen ganz alltäglichen Sportarten wie Ski- oder Fahrradfahren passiert es: Eine Rempelei, ein Sturz und ein oder mehrere Zähne gehen verloren. In vielen Fällen können durch Sportunfälle oder auch im Zuge zunehmender Gewalt herausgeschlagene Zähne wieder erfolgreich eingesetzt werden, wenn sofort und richtig gehandelt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) warnt vor unsachgemäßem Umgang mit dem verlorengegangenen Zahn und gibt Hinweise zur korrekten Vorgehensweise, damit die inzwischen sehr gute Chance einer erfolgreichen Replantation nicht unüberlegt aufs Spiel gesetzt wird.

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen (MKG-Chirurgen) sehen es in ihrem Praxisalltag: Verletzungen der bleibenden Zähne kommen vor allem bei Kindern und Jugendlichen und in letzter Zeit auch bei Erwachsenen aufgrund verändertem Freizeitverhaltens immer häufiger vor. Durch Sportunfälle oder Gewalt verlorengegangene Zähne betreffen in den meisten Fällen die Front des Oberkiefers, was neben funktionellen vor allem ästhetische Konsequenzen hat. Somit sollte der Zahnerhalt bzw. eine Replantation (Wiedereinpflanzung) des verlorenen Zahnes absolute Priorität haben. „Ob der replantierte Zahn wieder fest einheilt, ist insbesondere von der Dauer und der Art der Lagerung bis zur Wiedereinpflanzung abhängig“, sagt Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Pressereferent der DGMKG. Besondere Bedeutung kommt dabei den Zementoblasten (Bindegewebszellen, die das Wurzelzement bilden) auf der Wurzeloberfläche zu: Sie müssen geschützt und vital erhalten werden. Bei trockener Lagerung über 30 Minuten oder feuchter Lagerung in ungeeigneten Substanzen geht die Vitalität der Wurzelhaut verloren. Bei einer Replantation werden diese Zähne später abgestoßen.

Zahn raus: Erste-Hilfe-Maßnahmen
Ideal wäre die sofortige Wiedereinpflanzung des Zahns, womit Betroffene oder Anwesende in den meisten Fällen überfordert sind. Die Lagerung des Zahns in der Mundhöhle gilt als überholt, da einerseits die Gefahr des Verschluckens oder Erstickens sowie der Verunreinigung des Zahns mit Mundhöhlenkeimen besteht. Den Zahn in Wasser zu legen, ist ebenfalls nicht angeraten. Eine Lagerung des Zahns in Kochsalzlösung (erhältlich in der Apotheke) gewährleistet eine gute Aufbewahrung für maximal 2 – 3 Stunden: Kochsalzlösung ist zwar isoton (von gleichem Druck), enthält aber keine Zell-Nährstoffe. Deutlich bessere Eigenschaften hat Milch: Sie ist vergleichsweise isoton und hat ausreichend Nährstoffe, was ein Überleben der Zellen bis zu 6 Stunden ermöglicht. Ideal: Kalte, ultrahocherhitzte Milch. Optimale Überlebenschancen hat ein ausgebrochener oder ausgeschlagener Zahn jedoch in einer Zahnrettungsbox.

Zahnrettungsbox: Safe für verlorene Zähne
Die Zahnrettungsbox enthält ein physiologisches Zell-Nährmedium und garantiert das Überleben des Zahns bis zu 25 Stunden bei Zimmertemperatur. Die Handhabung ist ganz einfach: Der verlorene Zahn wird ohne weiter Maßnahmen einfach in die Rettungsbox gelegt und deren Deckel fest verschraubt. Vorsicht: Der Zahn darf nur im Kronenbereich und nicht am Zahnhalsbereich oder der Wurzeloberfläche angefasst werden. Und er darf auf keinen Fall gereinigt werden. Betroffene sollten dann zügig einen erfahrenen Fachmediziner aufsuchen. Dieser setzt nach genauer Untersuchung den Zahn professionell ein und stabilisiert ihn durch eine Schienung, die nach ca. 2 Wochen schon wieder entfernt wird. „Eine intensive Nachsorge mit Kontrolluntersuchungen in kurzen Intervallen ist anzuraten, damit eine mögliche Infektion rasch erkannt und behandelt werden kann“, rät Esser. So stehen die Chancen des erfolgreichen Wiedereinwachsens des Zahns sehr gut.

Zahnrettung für alle
Die DGMKG fordert daher, dass alle Schulen, Schwimmbäder, Sporthallen, Sportvereine und Rettungswagen mit einer Zahnrettungsbox ausgestattet sind. Wichtig: Zahnrettungsboxen haben aufgrund der begrenzten Haltbarkeit der Nährlösung ein Verfallsdatum von 2 – 3 Jahren, danach müssen sie durch neue ausgetauscht werden. Andernfalls ist die Sterilität nicht weiter gewährleistet, was negative Auswirkungen auf das Einwachsen des Zahnes hat.
Auch bei der Aufklärung scheint noch Nachholbedarf: Umfragen zufolge sind Zahnärzte, Ärzte und medizinisches Hilfspersonal über die Möglichkeiten der Zahnrettung per Zahnrettungsbox immer noch nicht ausreichend informiert und geschult.

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