Deutschland gehört zu den Ländern mit den meisten Darmkrebserkrankungen weltweit. Allein in Baden-Württemberg sterben jedes Jahr rund 3.000 Menschen an den Folgen der Krankheit. Bundesweit sind es fast 30.000 tödlich verlaufende Fälle. Trotzdem gehen immer weniger Menschen zur Darmkrebsvorsorge. Erschreckend: Die Zahl der Früherkennungsmaßnahmen ist in Baden-Württemberg seit 2006 um 13 Prozent gesunken. Die Baden-Württemberger gehen noch seltener zur Vorsorge als der durchschnittliche Bundesbürger. Dieser Rückgang hat die AOK und die Ärzte im Land in Alarm versetzt. Deshalb haben sie jetzt eine gemeinsame Initiative gestartet, um dem Darmkrebs den Kampf anzusagen. Titel der Kampagne: „Darm-Check 2011 fällig“.

Dr. Christopher Hermann, der stellvertretende Vorsitzende der AOK Baden-Württemberg: Wir gehen auf unsere Versicherten zu, die im Alter von 55 Jahren bis 60 Jahren sind, wir werden sie anschreiben, wir werden ihnen einen Gutschein an die Hand geben, mit dem sie zu ihrem Hausarzt gehen können. Der Hausarzt wird sie beraten und sie haben die Gewissheit, innerhalb von 14 Tagen dann einen Termin zur Vorsorge-Darmspiegelung zu bekommen. Und wir geben ihnen gleichzeitig die Gewissheit, dass sie keine Kosten, auch nicht für die Arzneimittel, die für die Vorbereitung der Darmspiegelung notwendig sind, zu leisten haben.

Denn: Darmkrebsvorsorge hilft Leben retten. 80 Prozent aller Erkrankungen könnten durch eine rechtzeitige Darmspiegelung vermieden werden. Im Frühstadium ist Darmkrebs heilbar, so Prof. Andreas Sieg, der Vorsitzende des Berufsverbands der Gastroenterologen in Baden-Württemberg:

Der Darmkrebs geht glücklicherweise in den allermeisten Fällen aus gutartigen Vorstufen hervor, das sind die sogenannten Polypen. Wir können die bei der Darmspiegelung entfernen, dass sich überhaupt ein Krebs entwickelt.

Besonders betroffen: Menschen über 50. Sie haben ein deutlich höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken als jüngere. Jeder gesetzlich Versicherte ab 55 kann deshalb zweimal im Abstand von zehn Jahren eine Darmspiegelung auf Kassenkosten vornehmen lassen. Nur: Die wenigsten tun es. Und das, obwohl die Darmspiegelung die mit Abstand sicherste und effektivste Früherkennungsmaßnahme ist. Eine aktuelle Umfrage hat gezeigt: In der Bevölkerung gibt es immer noch Vorbehalte gegen die Untersuchung. Zu Unrecht, so Dr. Berthold Dietsche, Landesvorsitzender des Hausärzteverbands Baden-Württemberg:

Also Hauptangst ist sicherlich die vor Schmerzen während der Untersuchung. Die ist sicherlich nicht mehr real, weil heute eine entsprechende Kurznarkose in der Praxis Standard ist, sodass hier während der Untersuchung keinerlei Schmerzen entstehen. Die zweite Angst ist die Angst vor der Vorbereitung, vor den abführenden Maßnahmen. Auch das ist heute durch die modernen abführenden Mittel weitgehend behoben, sodass auch hier die Ängste eigentlich unbegründet sind.

Aufklärung allein reicht also nicht. Mit der Initiative soll erreicht werden, dass mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge kommen. Erste Anlaufstelle für die Versicherten, die an der Initiative „Darm-Check 2011“ teilnehmen, ist der Hausarzt, sagt Dr. Werner Baumgärtner, der Vorsitzende des Ärzteverbunds MEDI:

In den Hausarztpraxen kommen natürlich die Patienten an, die angeschrieben wurden. Die Ärzte müssen dann mit den Patienten reden und sie zur Untersuchung motivieren, denn es macht einfach Sinn. Bei 40 Untersuchungen wird ein Mal Darmkrebs entdeckt und verhindert. Und ich denke, damit ist alles gesagt.

Die Zahl der Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen deutlich steigern und damit Leben retten. Das ist das Ziel der gemeinsamen Initiative von AOK Baden-Württemberg und den Ärzten im Land. Alle Infos gibt es auch im Internet unter www.darmcheck2011.de.

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