Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) fordert das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf, nicht länger nur vom mündigen Patienten zu reden, sondern endlich zu handeln. Wie das BMG in einer Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Verbraucherzentrale (vzbv) mitteilte, will es, dass Patienten als souveräne Akteure im Gesundheitssystem auftreten. „Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Patient erhält nicht die Informationen, die er braucht – und dies aus einem falsch verstandenen Schutzreflex“, erklärt Dr. Bernd Wegener, der Vorsitzende des BPI. „Informationen über Arzneimittel kann sich der Patient nur über fragwürdige Internetportale besorgen, die Hersteller können noch nicht einmal Packungsbeilagen online zur Verfügung stellen. Und hinsichtlich der Mehrkostenregelung ist der Patient überhaupt nicht auf einem Informationsstand, um sich hier eigenverantwortlich verhalten zu können.“

Fakt ist, dass es noch immer rechtlich strittig ist, ob pharmazeutische Unternehmen die Packungsbeilage von Medikamenten und andere amtlich genehmigte Unterlagen im Internet veröffentlichen dürfen. So muss sich der Patient oftmals auf dubiosen Internetseiten über Medikamente informieren und die amtlich beglaubigten Dokumente werden vorenthalten. Dies muss man dringend ändern. „Wenn man einen mündigen Patienten fordert, sollte man diesem erst einmal die Möglichkeit geben, sich zeitgemäß – also im Internet – über Medikamente zu Informieren. Denn nur wer informiert ist, kann souverän handeln“, so Wegener.

Mit der Mehrkostenregelung wollte die Bundesregierung die Entscheidungsfreiheit der Patienten stärken. Doch die Regelungen sehen so aus, dass sich ein Patient nun ohne Wissen über die finanziellen Folgen entscheiden muss. „Mündigkeit und Entscheidungsfreiheit setzen voraus, dass ich eine Entscheidung aufgrund verlässlicher Informationen treffen kann. Wenn ich aber nicht weiß, was ich von der Kasse oder den Kassen erstattet bekomme, kann ich nicht als mündiger Patient handeln. Wie kann man den Patienten ernsthaft als wesentlichen Akteur im Gesundheitswesen bezeichnen, wenn man ihn über die finanziellen Folgen seines Handels völlig im Unklaren lässt?“, fragt Wegener. „Wenn das BMG dem Patienten wirklich eine starke Rolle im Gesundheitswesen geben will, sollte es als aller erstes die Krankenkassen an ihre Aufgaben erinnern! Satzungen, die die Merkostenregelung durch Bürokratie verhindern, sollten von den Aufsichten nicht genehmigt werden“.

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