In Norwegen hat ein Preiskampf um die günstigsten gesunden Lebensmittel begonnen. Drei der größten Supermarktketten bieten seit März 2011 Lebensmittel ohne die in Norwegen üblichen 14 Prozent Mehrwertsteuer an. Und zwar ausschließlich solche, die mit dem Schlüsselloch-Symbol als besonders gesund gekennzeichnet sind. Das Schlüsselloch-Symbol ist eine Positivkennzeichnung, die nach unabhängigen wissenschaftlichen Kriterien in bisher 25 Lebensmittelgruppen die gesünderen Produkte auszeichnet und bereits in Schweden, Norwegen und Dänemark angewendet wird.

Mit der Preissenkung auf diese Produkte hat die Supermarktkette Kiwi begonnen, die schon 2007 für mehrere Monate die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse strich. Die für Kiwi erfolgreiche Werbekampagne regte damals eine öffentliche Diskussion über steuerliche Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung an, die nun weiter angeheizt wird.

Dieses Mal spricht Kiwi in der Werbung gezielt die Politiker an und fordert sie auf, gesunde Lebensmittel billiger zu machen. Auch die Kunden sollen sich anschließen und per SMS oder über das soziale Netzwerk facebook die Forderung nach einer dauerhaften Steuerminderung unterstützen. Die Aktion läuft bis zum 1. Juni 2011. Danach werden die Verkaufsstatistiken und die in Form der SMS gesammelten Unterschriften den Politikern übergeben. Die Supermärkte Rema 1000 und Rimi mussten dem Preisdruck nachgeben und entschieden sich ebenfalls für die Preisreduktion. Andere Supermärkte wollen mit „überraschenden Aktionen“ nachziehen.

Dem norwegischen Gesundheitsministerium kommen diese Preisspiele sehr gelegen. Ende Januar veröffentlichte es die „Ernährungsratschläge zur Förderung der öffentlichen Gesundheit und Vorbeugung chronischer Krankheiten“, in denen das Schlüsselloch-Symbol als Kennzeichen gesunder Lebensmittel mehrfach genannt wird. Zusätzlich findet eine Kampagne zur Steigerung der Bekanntheit des Symbols statt, u. a. mithilfe eines Videos auf YouTube. Lebensmittel, die das Schlüsselloch-Symbol tragen, wurden bereits in den letzten Jahren immer beliebter. Zwischen den Jahren 2009 und 2010 stieg der Umsatz dieser Produkte in Norwegen um 9,3 Prozent.

Ob sich die Politiker auf eine Senkung der Mehrwertsteuer einlassen, bleibt abzuwarten. Es wäre den Norwegern allerdings zuzutrauen, die Ersten zu sein, die diesen Schritt wagen.

Nora Moltrecht, www.aid.de

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