Die Menschen in Deutschland sind mobil – auch in Sachen Gesundheit: Fast jeder dritte Patient, der sich im vergangenen Jahr im EU-Ausland behandeln ließ, hat gezielt jenseits der heimischen Grenze Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen – ob eine Kur in Tschechien, Zahnersatz in Polen oder eine Arztbehandlung in Italien. Entscheidende Gründe waren die geringeren Kosten gegenüber einer Behandlung im Inland (50 Prozent) und die Kombination mit einem Urlaub (49 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) der Techniker Krankenkasse (TK), für die 40.000 TK-Versicherte mit mindestens einer Auslandsbehandlung im Jahr 2010 befragt wurden.

Die Patienten stellten den Ärzten, Kliniken und Therapeuten ein gutes Zeugnis aus: Mehr als 95 Prozent der Patienten waren beispielsweise mit der Sauberkeit, der Mitarbeiterqualifikation, der Ablauforganisation, der technischen Ausstattung, der Mitarbeiterkapazität, den Wartezeiten und dem Behandlungsergebnis sehr zufrieden bis eher zufrieden. Auch die Verständigung klappte. Neun von zehn Patienten konnten mit dem Auslandsarzt deutsch sprechen. Deutlich unzufriedener waren die Versicherten mit den Kosten. Mit der Höhe der Summen, die sie selbst übernehmen mussten, waren rund 57 Prozent der Befragten eher unzufrieden beziehungsweise sehr unzufrieden. 66 Prozent der Versicherten mussten bis zu 500 Euro aus eigener Tasche bezahlen. 20 Prozent trugen zwischen 500 und 1.000 Euro selbst. Dennoch würden fast 90 Prozent der Befragten wieder geplant im EU-Ausland zum Arzt oder in eine Klinik gehen.

Bei TK-Versicherten, die bislang keine Erfahrungen mit grenzüberschreitenden Gesundheitsleistungen haben, sind dagegen nur 30 Prozent bereit, sich jenseits der heimischen Grenzen behandeln zu lassen. Die wichtigsten Gründe für sie wären die Behandlung bei einem europäischen Spezialisten und ein besonderes Vertrauensverhältnis zu einem Arzt im europäischen Ausland. Ausschlaggebend wäre auch, dass eine TK-Vertragsklinik im Rahmen des Europaservice der TK oder eine TK-Vertragskureinrichtung genutzt werden können. Vor der Auslandsbehandlung würden sich die TK-Versicherten vorrangig über die medizinische Qualität im jeweiligen EU-Staat und die Qualifikation des behandelnden Arztes sowie die Kostenübernahme durch die Krankenkasse und Abrechnungsmodalitäten informieren.

„Die Studienergebnisse zeigen, dass unsere Versicherten ein hohes Informationsbedürfnis zur Qualität von Behandlungen im EU-Ausland, aber auch zu den damit verbundenen Kosten und Abrechnungen haben“, sagt Dr. Jens Baas, Mitglied des Vorstandes der TK. Die aktuellen Daten sollen genutzt werden, das Service- und Beratungsangebot der TK entsprechend weiterzuentwickeln.

Zum Hintergrund:

Das Wissenschaftliche Institut für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen der Techniker Krankenkasse (WINEG) hat für seine aktuelle Studie „Die TK in Europa“ per Zufallsstichprobe 40.000 der etwa 90.000 TK-Versicherten angeschrieben, die 2010 mindestens einmal im EU-Ausland behandelt wurden. Gefragt wurde nach ihren Erfahrungen mit den Behandlungen im EU-Ausland. 13.287 TK-Versicherte füllten den Fragebogen aus. Die Rücklaufquote betrug damit 33,2 Prozent, was den hohen Stellenwert dieses Themas bei TK-Versicherten verdeutlicht. Zeitgleich wurden 10.000 per Zufallsstichprobe ausgewählte TK-Versicherte ohne Erfahrung mit EU-Auslandsbehandlungen angeschrieben. Gefragt wurde nach Einstellung, Kenntnissen und Nutzungsbereitschaft in Bezug auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen im EU-Ausland. Die Rücklaufquote betrug 27,4 Prozent (2.736 Rückläufer).

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