Eine neue Generation von Krebsmedikamenten weckte große Hoffnungen. Besonders zielgenau sollen sie die Tumore angreifen – theoretisch faszinierend, nur in der Praxis macht sich mittlerweile Ernüchterung breit. „Gemessen an ihrem Nutzen für die Patienten sind die neuen Mittel viel zu teuer“, kritisiert etwa Professor Wolf-Dieter Ludwig, Krebsarzt am Helios-Klinikum Berlin-Buch und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die Medikamente in der „Apotheken Umschau“.

Die Monatskosten der Präparate, deren Wirksoffnamen alle auf „mab“ und „nib“ enden, liegen zwischen knapp 3000 und über 6000 Euro. Aber die meisten dieser Wirkstoffe verlängern das Leben bestenfalls um einige Wochen oder Monate – bei teilweise starken Nebenwirkungen. „Was in den Zulassungsstudien geprüft wird, spiegelt oft keinesfalls wider, was für den Patienten wirklich wichtig ist“, beklagt Professor Ludwig das Vorgehen der Hersteller. Für Patienten komme es auf Heilung oder zumindest Lebensverlängerung an, aber auch auf weniger Symptome und mehr Lebensqualität. Ludwig fordert deshalb weitere Studien, in denen der Nutzen der Präparate praxisnäher untersucht wird.

Einzelne Präparate mit guten Ergebnissen halten das hoffnungsvolle Image der neuen Krebsmittel aufrecht. Imatinib und zwei weitere Wirkstoffe, die ausgezeichnet gegen eine Leukämieform wirken, werden inzwischen sogar als Standardtherapie eingesetzt. Sie zeigen, dass das Prinzip des gezielten Angriffs auf molekularer Ebene trotz bisher insgesamt enttäuschender Ergebnisse Chancen birgt.

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