Wo Kinder toben und spielen, sind Zahnunfälle keine Seltenheit. Ein abgebrochener oder ausgeschlagener Zahn hat langwierige Probleme und eine aufwändige Behandlung zur Folge – ganz zu schweigen von den Schmerzen und der psychischen Belastung für ein Kind. Jedes zweite Kind verletzt sich vor dem 16. Lebensjahr bei Stürzen, Schlägen oder anderen Unfällen an den Zähnen. An den Schulen im nördlichsten Bundesland gibt es nach der Statistik der Unfallkasse Nord 1250 Zahnunfälle im Jahr.

Die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein (ZÄK-SH) und die Techniker Krankenkasse (TK) statten bis zu den Sommerferien daher alle rund 900 allgemeinbildenden öffentlichen und privaten Schulen in Schleswig-Holstein mit einer so genannten Zahnrettungsbox aus, die eine spezielle Lösung enthält, in der ein verlorener Zahn den Weg zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt überleben kann: „In einer kleinen Dose mit Nährstofflösung aufbewahrt, kann der Zahn meist komplett gerettet werden. Richtig versorgt, heilt er wieder ein. Auch Bruchstücke können so wieder angesetzt werden“, betont Dr. K. Ulrich Rubehn, Präsident der Zahnärztekammer.

„In der Rettungsbox bleibt der Zahn, feucht, steril und in einem optimalen Nährmilieu“, erläutert Dr. Michael Brandt, Vizepräsident der ZÄK-SH und Vorstand Prävention, der diese Aktion initiiert hatte. „Voraussetzung ist, dass der Zahn oder das Bruchstück so schnell wie möglich in der kleinen Dose landet. Er darf auf keinen Fall vorher gereinigt oder abgewischt werden. Das Gewebe auf der Wurzel überlebt in der Flüssigkeit bis zu 48 Stunden.“

„Der Verlust von Zähnen hat für Kinder weitreichende Folgen: Aussprache, Kaufunktion und Ästhetik sind beeinträchtigt“, so Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der Landesvertretung Schleswig-Holstein der TK, und betont damit die Wichtigkeit dieser Aktion. „Eine Zahnersatzbehandlung ist kostspielig und erst nach der Wachstumsphase möglich. Deshalb müssen Kinder jahrelang aufwändige Provisorien tragen, wenn der Zahn erst verloren ist.“

„Bei Kindern ist die Replantation das Mittel der ersten Wahl“, erklärt Brandt. „Mit einer Schiene wird er bis zu sechs Wochen stabilisiert. Die meisten Zähne wachsen dabei gut wieder in das Zahnfach ein, wenn sie korrekt durch den Zahnarzt eingesetzt worden sind, und können auch dauerhaft funktionsfähig bleiben.“

Schirmherr der Aktion ist Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg. Er betont: „Die Zahnrettungsbox ist ein Beispiel, wie im Gesundheitssystem mit kleinen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann. Für die Betroffenen, aber auch für die Kostenseite ist ein geretteter Zahn ein deutlicher Vorteil gegenüber der künstlichen Alternative. Mein Dank gilt der Zahnärztekammer und der TK für das Engagement.“

Die Kosten der Zahnrettungsboxen in Höhe von 10 000 Euro trägt die TK. Die ZÄK übernimmt die Kosten für den Versand und stattet die Schulen mit Informationsmaterial aus. Brandt: „Wichtig ist, dass alle Lehrer und Verwaltungskräfte der Schule um die rettende kleine Dose wissen und sofort handeln können, wenn es auf dem Schulhof, im Klassenzimmer oder in der Turnhalle einen Zahnunfall gibt. Die Boxen sollten zusammen mit dem Erste-Hilfe-Material aufbewahrt werden. Das kleine Zahnrettungsposter mit einer Kurzanleitung wird am besten in der Nähe gut sichtbar aufgehängt.“

„Die TK hat von allen Kassen die meisten mitversicherten Kinder und Jugendlichen. Deshalb engagieren wir uns hier besonders. Mit dieser Aktion wollen wir gemeinsam mit der Zahnärztekammer durch breite Aufklärung und Vorhaltung der Notfallsets, Kummer, Leid und natürlich auch Kosten sparen“, begründet Brunkhorst den Einsatz der Krankenkasse. Brandt: „Die Zahnärztekammer ist sehr froh, dass die TK diese äußerst sinnvolle Aktion als Partner unterstützt. Gemeinsam haben wir dem Zahnverlust den Kampf angesagt.“

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