In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 450.000 Menschen an Krebs. Zunehmende Umweltgifte, Übergewicht, Rauchen oder übermäßiger Alkoholgenuss erhöhen das Risiko, an Krebs zu erkranken. Deshalb ist eine gesunde Lebensweise der beste Weg, um einer Krebserkrankung vorzubeugen. Genauso wichtig ist auch die Krebs-Früherkennung, denn so können noch viele Leben gerettet werden. Wie man Krebs rechtzeitig erkennt, verrät uns zum Weltkrebstag (04.02.2012) Andrea Michelsen. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Deutschen Verbands Technischer Assistentinnen und Assistenten in der Medizin e.V.

1. Frau Michelsen, wie kann der Arzt denn überhaupt erkennen, dass man Krebs hat?

„Wenn ein erster Krankheitsverdacht besteht, reichen die Möglichkeiten vom Abtasten oder Abhören, auch über Blut-, Urin- und Stuhluntersuchungen bis hin zur Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung. Und wenn ein sehr konkreter Verdacht besteht, wird zusätzlich eine Gewebeprobe oder ein Abstrich entnommen. Wichtig ist allerdings, dass Sie bei auffälligen Veränderungen, wie beispielsweise plötzlichem Gewichtsverlust oder ständiger Müdigkeit und Abgeschlagenheit, überhaupt zum Arzt gehen, damit er nachschauen kann.“

2. Für die Krebsbehandlung stehen heute sehr gute Verfahren zur Verfügung. Von chirurgischen Eingriffen über die Chemotherapie bis zur hochpräzisen Strahlentherapie. Lässt sich der Erfolg der Behandlung messen?

„Ja, messen lässt sich ein Behandlungserfolg einerseits mit einem simplen Größenvergleich, beispielsweise Ultraschall oder Computertomographie. Aber auch mit Blutuntersuchungen auf sogenannte Tumormarker, die in der Krebsnachsorge eine wichtige Rolle spielen. Dabei sind Tumormarker biochemische Stoffe, die vom Tumor selbst oder als Reaktion darauf gebildet werden. Und jeder Mensch besitzt diese biochemischen Stoffe im eigenen Körper, aber meistens eben nur in ganz geringen Mengen. Erst ein Krebs verändert diese Konzentration so stark, dass sie zur Erkennung und Verlauf-Kontrolle der Krankheit genutzt werden können.“

3. Gibt es eigentlich für jeden Krebs einen eigenen Tumormarker?

„Nein, Tumormarker sind nicht spezifisch für einzelne Organe. Auch kann aus der Höhe eines Tumormarkers nicht automatisch auf die Größe des Tumors geschlossen werden. Manche Krebsarten produzieren sehr verschiedene Tumormarker und manche auch gleichzeitig. Deshalb muss bei einer Krebserkrankung für den Patienten immer sein individuelles Muster ermittelt werden. Und das kann dann in der Behandlung und in der Nachsorge im Verlauf kontrolliert werden.“

4. Wie sieht denn so eine Krebsnachsorge aus?

„Während der regelmäßigen Arztbesuche wird Blut abgenommen während der Nachsorge und ins Labor geschickt, um die Tumormarker zu bestimmen. Wobei diese Tumormarker biochemische Stoffe sind, die vom Tumor selber oder als Reaktion darauf gebildet werden. Und jeder Mensch besitzt diese biochemischen Stoffe im eigenen Körper. Aber meistens nur in geringen Mengen. Und erst der Krebs verändert diese Konzentration dieser biochemischen Stoffe so stark, dass sie zur Erkennung und Verlaufskontrolle der Erkrankung herangezogen werden können. Und ist die Behandlung erfolgreich, nimmt die Menge der Tumormarker in der Regel im Blut wieder ab – und damit kann man kontrollieren.“

5. Eignen sich Tumormarker auch für die Früherkennung?

„Nein, Tumormarker eignen sich definitiv nicht zur Früherkennung oder dem sogenannten Screening. Im Blut jedes Menschen, also auch bei Menschen ohne eine Tumorerkrankung, lassen sich die Tumormarker in einer individuellen Menge nachweisen. Es gibt keine generellen Normalwerte, die man vergleichen könnte. Sie sind aber umso wichtiger während der Behandlung und bei der Nachsorge. Denn ist ein Tumormarker nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung abgefallen und steigt dann wieder an, dann ist das ein Hinweis auf einen möglichen Rückfall oder sogar eine Metastasenbildung.“

6. Wie zuverlässig ist so eine Vorhersage mit Tumormarkern generell?

„Tumormarker sollten immer in Laboratorien mit einem Qualitätssicherungssystem von medizinisch-technischen Laboratoriumsassistenten kontrolliert und bestimmt werden. Sie verhindern, dass ungeeignete Blutproben untersucht werden, die beispielsweise falsch abgenommen oder auch transportiert wurden. Oder es wurde an einem anderen Messgerätesystem analysiert und es gibt einen Sprung in der Werte-Höhe. Auch das kann zur falschen Aus- oder Bewertung führen. Und wenn hier ein Verdacht besteht auf einen falsch hohen oder falsch niedrigen Wert, wird der behandelnde Arzt mit dem Ergebnis der Untersuchung, aber auch mit den Einflussfaktoren über das Ergebnis informiert. Und das macht insgesamt die Diagnostik sehr zuverlässig.“ Andrea Michelsen vom Deutschen Verband Technischer Assistentinnen und Assistenten in der Medizin e.V. mit Informationen zur Krebs-Vor- und -Nachsorge und welche Rolle Tumormarker dabei spielen.

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