Sieben Stunden verbringt jeder Erwachsene in Deutschland durchschnittlich im Sitzen – Tag für Tag. Von den Berufstätigen sitzt jeder Dritte sogar mehr als neun Stunden. Hinzu kommen im Schnitt mehr als drei Freizeitstunden vor dem Fernseher oder im Internet. Das zeigt: Für Bewegung bleibt kaum Zeit! Und so belegt auch die heute vorgestellte Bewegungsstudie der Techniker Krankenkasse (TK): Das Leben vieler Menschen in Deutschland ist weitestgehend bewegungslos.

Um herauszufinden, wie aktiv die Menschen in Deutschland in Alltag, Job, Freizeit und Urlaub sind und welche gesundheitlichen Folgen dies für sie hat, beauftragte die TK das Meinungsforschungsinstitut Forsa, einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung zu befragen. Das Ergebnis: „Nur vier von zehn Menschen hierzulande sind im Alltag noch zu Fuß unterwegs. So kommen zwei Drittel nicht einmal mehr auf eine Stunde Bewegung am Tag – jeden Gang zum Kopierer mit eingerechnet“, sagt Forsa-Geschäftsführer Professor Manfred Güllner.

Auch ihren Arbeitstag verbringt bereits fast die Hälfte der Berufstätigen im Sitzen – und selbst die kleinen Bewegungspausen zwischendurch bleiben bei jedem zweiten von ihnen im hektischen Joballtag auf der Strecke. Dabei ist das Bedürfnis groß: „Zwei Drittel der Vielsitzer bedauern den Bewegungsmangel und hätten gern einen bewegteren Joballtag“, so Güllner. Insgesamt wünschen sich 90 Prozent der Berufstätigen Bewegungsangebote in ihrem Betrieb – fast jeder Dritte findet jedoch keine vor.

Zudem treibt nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche Sport: Die Sportmuffel haben inzwischen die Mehrheit übernommen, wie der Vergleich mit einer früheren TK-Studie zeigt. Gut geht es ihnen damit allerdings nicht. Jeder zweite Antisportler gibt zu, dass Sport ihm wohl guttun würde, fast ebenso viele räumen ein, dass sie sich in ihrem Körper nicht ganz wohl fühlen. Die häufigste Ausrede der Sportvermeider: der innere Schweinehund. Er steht fast jedem zweiten von ihnen im Weg, lockt sie zu Sofa und Fernbedienung statt in die Turnschuhe.

„Besonders bedenklich finde ich, dass sich eine ganze Bevölkerungsgruppe immer weiter von der Bewegung abzukoppeln scheint – und das in allen Lebensbereichen“, sagt der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas. So bewegen sich Sportvermeider auch auf alltäglichen Wegen weniger als Sporttreibende: Wer seine Freizeit am liebsten vor dem Bildschirm verbringt, geht auch im Alltag besonders wenig zu Fuß und legt im Urlaub am liebsten die Beine hoch. „Bewegung wird für immer mehr Menschen zum Fremdwort“, so der TK-Chef.

Baas betont: „Wir glauben nicht, dass in jedem eine Sportskanone steckt oder stecken muss und verteufeln auch keinen Faulenzer-Abend auf dem Sofa.“ Wenn aber schon jeder dritte Antisportler angibt, dass in seinem Umfeld niemand mehr Sport treibt, zeige dies deutlichen Handlungsbedarf. „Die Ergebnisse haben uns erneut gezeigt: Um die Menschen tatsächlich zu erreichen, müssen wir direkt dort ansetzen, wo sie ihren Alltag verbringen: in den Betrieben, in den Schulen, Kindergärten und Kommunen – sonst erreichen wir gerade diejenigen nicht, die Unterstützung am nötigsten haben“, so der TK-Chef. Ein Weg, den die TK mit Initiativen wie „Gesunde Schule“ oder „Gesunde Kita“ sowie dem betrieblichen Gesundheitsmanagement bereits konsequent geht.

Genau wie Baas sieht auch Olympiasiegerin Magdalena Neuner in der Motivation zu mehr Bewegung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb engagiert sie sich auch gemeinsam mit der TK in der Kampagne „Wer sich bewegt, gewinnt!“. „Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen alle an einem Strang ziehen“, so die erfolgreichste Biathletin aller Zeiten. Nicht zuletzt müsse sich dabei aber auch jeder an die eigene Nase fassen. „Es muss ja kein Marathon sein – aber schon ein kleines bisschen mehr Bewegung im Alltag macht solch einen großen Unterschied“, ist sie überzeugt. Denn auch das zeigt die Studie einmal mehr: Je weniger Bewegung, desto schlechter die Gesundheit. So bewerten Freizeitsportler nicht nur ihre Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden deutlich positiver als Sportmuffel – die Inaktiven leiden zudem deutlich häufiger an den großen Volkskrankheiten. „Ich wünsche mir einfach, dass unsere Aktion Lust auf Bewegung macht und zeigt, wie viel Spaß Sport macht. Denn nur, wer Spaß an der Bewegung hat, bleibt auch langfristig am Ball“, so Neuner.

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