Licht taktet unsere innere Uhr, auch circadianes System genannt. Es gleicht einem komplizierten Uhrwerk, das den Tagesablauf sämtlicher Körperfunktionen steuert und aufeinander abstimmt. „Diese Erkenntnis eröffnete für uns völlig neue Möglichkeiten“, sagt Lichtforscher Achim Pross vom Light-Fusion-Lab des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart. Seit fünf Jahren arbeiten Pross und seine Kollegen an einer außergewöhnlichen Deckenbeleuchtung fürs Büro, dem Virtual Sky. Der künstliche Himmel setzt sich aus 30 mal 30 Zentimeter großen Kacheln zusammen, die mit Leuchtdioden in verschiedenen Farben bestückt sind. „Künstliches Licht ist statisch, im Freien aber sorgt der Wechsel von Sonne und Wolken für ein dynamisches Licht, das wollen wir nachbilden“, sagt Pross.

Der Ansatz ist vielversprechend, wie eine erste Studie der Lichtforscher zeigt. 30 Versuchspersonen haben jeweils einen Arbeitstag in einem Büro mit und ohne dynamische Beleuchtung verbracht. Das Ergebnis: Unter dem künstlichen Himmel waren die Teilnehmer wacher und ausgeglichener als bei der üblichen statischen Bürobeleuchtung.

Pross und sein Team sind nicht die einzigen, die versuchen, für stimulierende Lichtverhältnisse im Alltag zu sorgen. Die US-Firma Huvco etwa arbeitet an einer Technik, um Tageslicht ins Büro zu leiten. Solarpanele auf dem Dach fangen das Sonnenlicht ein und Glasfaserbündel leiten es in die einzelnen Räume hinein.

Neben dem Arbeitsplatz sind auch Seniorenheime, Kindergärten und Hochschulen in den Fokus der Lichtforschung geraten. „Das Anwendungsgebiet ist riesig“, sagt Mark Rea, Direktor des Lighting Research Center im US-Bundesstaat New York. Er konnte in einer Studie beispielsweise zeigen, dass Senioren in Heimen weit besser schlafen, wenn dort die Beleuchtung dem Hell-Dunkel-Zyklus des Tages stärker angepasst wird als bisher.

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