Es gibt Geräusche, die möchte man als Autofahrer nie im Leben hören. Eines davon ist dieses: Wenn es kracht. Zum Beispiel bei einem Auffahrunfall, kommt es häufig zu einem Schleudertrauma. Über dieses Thema spreche ich mit Hans Haltmeier, Chefredakteur der „Apotheken Umschau“. Herr Haltmeier, wie entsteht ein Schleudertrauma?

„Ein Schleudertrauma entsteht immer dann, wenn die Halswirbelsäule stark überstreckt wird. Das passiert bei einem Autounfall sehr leicht. Wenn zum Beispiel jemand von hinten auffährt, dann wird der Kopf erst nach hinten und dann wieder nach vorne geschleudert.“

Was sind die typischen Symptome, mit denen die Betroffenen zu tun haben?

„Ein Schleudertrauma ist eigentlich eine Zerrung. Das heißt, es sind kleine Risse in Muskeln, Bändern und Gelenken. Die Folgen sind dann meistens Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder eine steife Wirbelsäule. Das Ganze kann auch etwas verzögert auftreten.“

Beim Schleudertrauma ist die Diagnose oft schwierig. Woran liegt das?

„Mit den üblichen Verfahren – also Röntgen oder Computertomogramm – lässt sich ein Schleudertrauma oft nicht nachweisen. Die Ärzte müssen sich auf die Angaben des Verletzen verlassen und wissen dann nicht so genau: Sind die Schmerzen vielleicht psychosomatisch bedingt, sind Sie nur vorübergehend? Und nachdem es in der Regel ja auch um Schmerzensgeld geht, wird schon häufig unterstellt, dass der Schmerz auch simuliert ist.“

Nach einem Schleudertrauma klagen viele Betroffene über dauerhafte Symptome wie Kopf- und Nackenschmerzen. Und das, obwohl äußerlich keine Verletzung nachzuweisen ist. Wie kann das sein?

„An diesem Phänomen wird tatsächlich noch intensiv geforscht. Es fällt auf, dass die Schmerzen eher bei älteren Frauen chronisch werden als bei jungen Männern. Aber der Grund dafür ist eigentlich noch nicht bekannt. Erste Untersuchungen zeigen auch, dass es entscheidend ist, nicht wie schwer das Schleudertrauma war, sondern wie der Patient damit umgeht. Wer sich mehr mit den eigenen Schmerzen beschäftigt, bei dem werden sie auch eher chronisch.“

Früher war die Halskrause eine ganz typische Maßnahme. Wie ist das heute?

„Fachärzte empfehlen heute eigentlich die Halskrause nicht mehr langfristig anzuwenden. Der Grund ist, dass die Halskrause die Heilung mehr verzögert als beschleunigt. Man hat gemerkt, dass es besser ist, die Patienten zu motivieren, die Halswirbelsäule wieder möglichst normal zu bewegen. Dann ist in der Regel nach ein bis zwei Wochen der Spuk vorbei.“

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