Lange Wartezeiten auf Facharzt-Termine sind nach Recherchen des ARD-Politikmagazins „Kontraste“ auf ein Fehlverhalten von Medizinern und falsche Anreize in der Gebührenordnung zurückzuführen. Demnach erzeugen Fachärzte vor allem in Ballungsgebieten künstlich eine Terminnot, indem sie jedes Quartal auch solche Patienten einbestellen, bei denen dies medizinisch nicht notwendig ist. Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIDO) hat auf Anfrage von „Kontraste“ Patientendaten ausgewertet, die diese Vorgehensweise von Fachärzten bestätigen.

Der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Christopher Hermann, spricht von einer alarmierenden Praxis. Es gebe „völlig falsche Anreize im Vergütungssystem“, die eine solche Vorgehensweise beförderten. Hintergrund sei, dass sie für diese Dauerpatienten im Wesentlichen genauso viel Geld bekämen wie für schwer kranke Menschen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, räumt ein, dass es in einigen Fällen Dauereinbestellungen von Patienten gebe. Jedoch bestreitet er im ARD-Politikmagazin „Kontraste“, dass dies zu langen Wartezeiten für andere Patienten führe: „Die Tatsache, dass Menschen keine Termine bekommen, hat mit der regelhaften Einbestellung von anderen Patienten, die man schon kennt, zahlenmäßig nichts zu tun“.

Der langjährige Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, wirft Fachärzten dagegen Fehlverhalten vor. Er bestätigt dem ARD-Politikmagazin „Kontraste“: „Unsinnige, unnötige Termine verstopfen den Terminplaner für Patienten, die akut erkrankt sind“. Dies sei ein Mechanismus, der sich aufgrund von Fehlanreizen der Gebührenordnung eingebürgert habe.

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