Gegen die wachsende Unfallgefahr durch überalterte Atommeiler protestieren heute mehr als 60 Greenpeace-Aktivisten aus 14 Ländern am französischen AKW Fessenheim. Kletterer am Reaktor 1 entrollten ein Banner mit der Botschaft „Stop Risking Europe“. Die Umweltschützer kommen unter anderem aus Frankreich, Deutschland, Italien, Tschechien, Belgien, Niederlande und der Schweiz. Fessenheim liegt nur einen Kilometer westlich der deutsch-französischen Grenze. Ein schwerer Reaktorunfall dort könnte auch weite Teile Deutschlands für Jahrzehnte unbewohnbar machen. „Jeden Tag wächst die Gefahr, dass es in Fessenheim zu einem schweren Atomunfall kommt. Das AKW muss sofort abgeschaltet werden“, fordert Susanne Neubronner, Greenpeace-Atomexpertin. „Das kann aber nur ein Anfang sein. Sicherheit gibt es nur mit einem europäischen Atomausstieg.“

Die Atomanlage im Herzen Europas gehört mit 37 Jahren zu den ältesten Frankreichs. Das AKW weist zahlreiche Sicherheitsmängel auf. Fessenheim liegt in einem ausgewiesenen Erdbebenrisikogebiet, ist aber schlechter gegen Beben abgesichert, als alle deutschen Atomkraftwerke. Es fehlt ein ausreichender Schutz vor Überflutungen durch den angrenzenden Rheinkanal, sowie vor Terrorangriffen. Im Fall eines Reaktorunfalls würde die Radioaktivität mit vorherrschendem Westwind vor allem Freiburg, Stuttgart, Rheinland-Pfalz oder Bayern verseuchen.

EU braucht Klimaschutz ohne Atomkraft

Für Europa hat eine neue Ära des atomaren Risikos begonnen: 66 der 151 europäischen AKW sind bereits älter als 30 Jahre, einige haben die 40 Jahre überschritten. Ein von Greenpeace kürzlich veröffentlichter Report (http://gpurl.de/alteakw) beweist: Steigendes Alter erhöht die Gefahr eines schweren Unfalls. Trotz Nachrüstungen und Reparaturen verschlechtert sich der Gesamtzustand von Atommeilern langfristig durch Materialermüdung und -verschleiß. Dennoch plant unter anderem Frankreich, die AKW-Laufzeiten weiter zu verlängern und die Erzeugerleistungen zu steigern. Präsident Hollande versprach im Wahlkampf 2012, Fessenheim im Jahr 2017 abzuschalten und bis 2025 den Anteil von Atomstrom von 75 auf 50 Prozent zu reduzieren. Bisher fehlt dafür jedoch jegliche gesetzliche Grundlage.

Ende dieser Woche diskutieren die EU-Staatschefs darüber, wie der europäische Energiemix im Jahr 2030 aussehen soll. Viele Staaten drängen wie Frankreich zwar auf Klimaschutzziele, nicht aber auf ehrgeizige und bindende Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien. „Merkel darf sich nicht mit wachsweichen Kompromissen abspeisen lassen. Sonst wird sie zum Türöffner für ein wachsendes Atomrisiko in Europa“, so Neubronner. Greenpeace fordert ein für jedes Mitgliedsland verbindliches Ausbauziel für Erneuerbare Energien von mindestens 45 Prozent bis zum Jahr 2030.

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