Blutzucker kontrollieren, körperlich aktiv sein, auf die Ernährung achten – Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein geringeres Sterblichkeitsrisiko, wenn sie gut organisiert sind und auf ihren Körper achten. Das ist das Resultat einer Untersuchung des Helmholtz Zentrums München, an der 340 Typ-2-Diabetiker teilnahmen. „Die Ergebnisse zeigen, dass neben der ärztlichen Behandlung auch das Patientenverhalten eine große Bedeutung für den Krankheitsverlauf hat“, betont Autor Michael Laxy. „Angebote wie Selbstmanagement-Trainings, Diabetesschulungen und Informationsangebote sind daher sehr wichtig“.

Diabetes ist eine Stoffwechselstörung, bei welcher der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Beim Typ-2-Diabetes spricht der Körper nicht mehr ausreichend auf das Hormon Insulin an. Die Teilnehmer der Studie machten in einem Fragebogen ausführliche Angaben zum Patientenverhalten und zum Selbstmanagement. Beispiele sind Eigenkontrolle des Blutzuckerspiegels und des Körpergewichts, körperliche Aktivität, das Führen eines Ernährungsplans und eines Diabetes-Tagebuchs. Anhand dieser Angaben wurde für jeden Patienten ein sogenannter Selbstmanagement-Index berechnet. Zusätzlich nahmen die Mediziner Blut- und Urinproben, um verschiedene Parameter zu bestimmen. Anhand der glykosylierten Hämoglobine (HbA1c-Wert) kann man die Einstellung des Blutzuckers über einen längeren Zeitraum beurteilen. In den folgenden 12 Jahren starben 189 Teilnehmer der Studie.

Typ-2-Diabetiker mit einem hohen Index, also einem guten Selbstmanagement, hatten ein um 39 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko als Patienten mit einem schlechten Selbstmanagement. Dieser Zusammenhang war unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und medikamentösen Therapien. Das Diabetes-Selbstmanagement stand nicht mit dem Blutdruck und Folgeerkrankungen von Diabetes wie Nerven-, Nierenschädigungen und Durchblutungsstörungen in Zusammenhang. Allerdings hatten Patienten, die diszipliniert waren und auf eine gesunde Lebensweise achteten, einen um 0,44 Prozent niedrigeren HbA1c-Wert und damit einen besser eingestellten Blutzuckerspiegel.

Zudem vermuten die Wissenschaftler, dass durch ein gutes Selbstmanagement gefährliche Phasen der Über- oder Unterzuckerung verringert oder Langzeitkomplikationen wie z. B. stumme Herzinfarkte oder Schlaganfälle früher erkannt werden und sich dadurch die medizinische Versorgung verbessert. Das könnte teilweise die geringere Sterblichkeit erklären. „Anhand der vorliegenden Daten kann man aber über die zugrundeliegenden Mechanismen nur mutmaßen“, erklärt Laxy dem aid infodienst. „Denn das Patientenverhalten ist sehr komplex und von vielen Faktoren abhängig.“

Heike Kreutz, aid.de

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