Wenn einer eine Reise tut in ein exotisches Land, dann weiß er sofort: aufgepasst, besser vorher impfen lassen… Malaria, Gelbfieber, gibt ja schreckliche Krankheiten da in der Ferne. Nur da? Und in Bayern, Österreich, Schweden oder Ungarn? Da auch! Das verdrängen nur viele, obwohl vor allem Wanderurlauber von zahlreichen kleinen, gefährlichen Quälgeistern geplagt werden können. Welche das genau sind, das weiß Professor Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf. Guten Tag Herr Jelinek.

Was kreucht und fleucht denn in europäischen Ländern, die eigentlich nach beschaulichem Urlaub klingen, Bayern, Österreich, Ungarn etwa. Welche Gefahren drohen da?

„Was wir in Europa haben sind Zecken, die in den Wäldern und Wiesen unterwegs sind. Zeckenstiche sind zunächst mal vor allem lästig, aber es gibt eben auch Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können, die zum Teil erhebliche Folgen haben können. Dazu gehört z.B. die Borreliose, die in ganz Europa übertragbar ist, in vielen Teilen zumindest; und auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die FSME. Bei der FSME haben wir Viren, gegen die es eigentlich keine Medikamente gibt, wenn die einmal im Körper sind, hier kann man nur vorbeugend handeln.“

Was man ja durchaus machen kann, indem man sich gegen FSME impfen lässt – das bezahlt ja sogar die Krankenkasse. Aber… krieg ich das überhaupt noch hin jetzt vor dem Urlaub? Und vor allem… weiß der Impfstoff dann auch, dass er gegen österreichische oder russische Zecken helfen muss?

…Das ist andersrum, der Körper weiß dann, dass er sich wehren muss und ist dann quasi vorbereitet auf den Erreger, wenn der in den Körper kommt. Und der hat dann keine Chance, weil die Abwehr schon steht. Es gibt vom Impfschema her die Möglichkeit, das über zwei Wochen durchzuführen, zwei Injektionen über zwei Wochen, das ist relativ überschaubar, der Zeitraum. Aber diese zwei Wochen mindestens muss man dann schon mitbringen.“

Noch mal zu den Gegenden, in denen die Zecken besonders heftig unterwegs sind, bei uns sind das Bayern und Baden-Württemberg oder das Nachbarland Österreich. Die Tierchen werden aber vermutlich auch gerne reisen und auch woanders in Europa vorkommen, oder?

„Ja. Neben den genannten: Südskandinavien, was in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, also insbesondere Südschweden hat erhebliche Probleme oder Südfinnland. im Baltikum haben sich die Fälle in den letzten zwanzig Jahren mehr als verzwanzigfacht, also das ist enorm. Russland spielt eine Rolle, dann auch andere osteuropäische Länder, also das ist rein relativ breiter Raum, wo diese FSME vorkommt.“

Wie sieht es mit den Mücken aus. Dass die gefährliche Krankheiten übertragen, hört man eigentlich nur aus fernen Ländern. In Europa auch?

„Im Regelfall haben wir in Europa das Glück, man kann vielleicht sagen, noch das Glück, dass wir so gut wie keine ernsthaften mückenübertragene Krankheiten haben. Es gibt aber auch Ausnahmen, es gab schon auch den Import von Krankheiten in Südfrankreich, in Kroatien Italien. Das ist insbesondere das mittlerweile ja berühmt-berüchtigte Dengue-Fieber gewesen, das es in ganz vielen Ländern gibt. Aber im Regelfall – und das gilt insbesondere hier für Deutschland – sind die Mückenstiche zwar auch eben lästig, aber meistens wird keine Krankheit übertragen.“

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