Dr. Petra Berger arbeitet seit Jahren als Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Frankfurt am Main und Zürich. Ob Brustvergrößerung mit Eigenfett, Stammzellen, Botox, Intimchirurgie, Liposuktion, Facelifting- Dr. Berger setzt sich immer kritisch mit den neuesten Entwicklungen der Ästhetik auseinander. In unserem Gespräch gibt sie einen Überblick über die neuesten Trends sowie hilfreiche Tipps.

Frau Dr. Berger, Schönheitsoperationen sind längst kein Tabuthema mehr. Das Gegenteil scheint mittlerweile der Fall zu sein. Mittlerweile gehört das Korrigieren des Aussehens zur Normalität. Gleichzeitig werden die Methoden immer feiner. Dennoch häufen sich die Meldungen über „schönheitschirurgische Unfälle“. Wie passt das zusammen?

Frau Dr. Berger: Tatsächlich ist die Nachfrage nach Schönheitsoperationen in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Das bedeutet aber auch, viele wollen etwas von diesem Kuchen abhaben. Das ist verständlich, für den Patienten aber manchmal problematisch. Nämlich dann, wenn der Operateur mit einer Mischung aus mangelnder Erfahrung und Selbstüberschätzung ans Werk geht. Deswegen kann ich jedem Patienten nur empfehlen, sich vorher über die Referenzen und Kompetenzen des Behandlers genauer zu informieren.

Dabei kann das Internet doch sicher hilfreich sein, oder?

Frau Dr. Berger: Ja und nein. Es gibt sehr beeindruckende Praxisauftritte im Netz, die schöne Bilder und Patienten zeigen – und auch noch gleich ihre eigenen Bewertungen mitliefern. Welche Professionalität hinter diesen „Homepage-Chirurgen“ steckt, bleibt fraglich, wenn Sie sich ausschließlich auf deren Seite informieren. Einen objektiven Eindruck gewinnen Interessierte zusätzlich bei einschlägigen Portalen und Blogs, also in Foren, wie z.B. im Portal der Schönheit und auf Estheticon, in denen Patienten ihre Erfahrungen austauschen. Sehr hilfreich ist natürlich auch, wenn man Patienten der jeweiligen Praxis persönlich kennt und befragt, und sich bei der Ärztekammer über die jeweilige Facharztausbildung des Operateurs informiert.

Sie beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit allen Facetten der Plastischen Chirurgie. Was ist für Sie momentan der stärkste Trend?

Frau Dr. Berger: Der Trend geht hin zu sanfter Ästhetik. Es muss heute nicht immer chirurgisch eingegriffen werden, um ästhetische Erfolge zu erzielen. Hinter dieser Entwicklung stecken vielfältige und interessante Methoden. Zum Beispiel das Cool Sculpting. Dabei werden Regionen runtergekühlt, und ein Teil der Fettzellen geht ein und wird später abgebaut. Sozusagen eine Liposuktion ohne Liposuktion. Die Thermale oder Radiale funktioniert unter umgekehrten Vorzeichen. Dabei wird Gewebe im Gesicht und Halsbereich erhitzt, wodurch es schrumpft. Mancher Eingriff kann so hinausgeschoben oder sogar umgangen werden. Weiterhin stark nachgefragt sind Faller und Botox. Bei allen Methoden kommt es aber immer auf die professionelle Anwendung an, um gute Ergebnisse ohne Nebenwirkungen zu erzielen. Eine Botox-Party zählt nach meinem Berufsverständnis eher nicht dazu.

Welche Entwicklung beobachten Sie bei den Männern bezüglich Schönheits-OPs?

Frau Dr. Berger: Die Akzeptanz der Männer ist deutlich gestiegen, und sie gehen mittlerweile viel unbefangener mit dem Thema um. Die Wünsche reichen vom Facelifting bis zur Liposuktion. Und selbst rein männliche Bereiche sind kein Tabu mehr, beispielsweise Penisverlängerungen und Verdickungen mit Eigenfett.

Ein weiterer Bereich ist die Therapie mit Stammzellen. Was können Sie uns darüber sagen?

Frau Dr. Berger: Es handelt sich hier um einen sehr jungen und faszinierenden Bereich. Allerdings fehlen naturgemäß noch Langzeitstudien. Ich bin aber überzeugt, dass die Behandlung mit Stammzellen und regenerativen Zellen die Zukunft der Medizin ist – wenn sie von erfahrenen und seriösen Behandlern ausgeführt wird. Bis wir so weit sind, wird es allerdings noch dauern.

Wir sind gespannt. In allen Fällen interessiert die Patienten sicher noch eine andere, ganz entscheidende Frage: Wie sieht es mit den Kosten aus?

Frau Dr. Berger: Nicht in allen Fällen spielen die Kosten eine entscheidende Rolle. Zu mir kommen viele Patienten, weil sie ein gutes Ergebnis erwarten. Der finanzielle Aufwand ist dabei sekundär. Dann gibt es natürlich wiederum Patienten, die auf den Euro schauen müssen. In diesem Zusammenhang stellen wir mit Bedauern fest, dass viele Patienten nur noch mit dem Attest eines Psychiaters eine Befreiung von der gesetzlichen Mehrwertsteuer von 19 Prozent erhalten. Und nicht einmal mit Attest scheint es seitens der Finanzbehörden in Deutschland Rechtssicherheit zu geben. Das empfinden wir besonders bei ausgeprägten Deformitäten als grobe Belastung für die Patienten.

Zum Schluss interessiert uns noch brennend eine Frage, die wir Ihnen als spezialisierte Expertin für Ästhetische Chirurgie stellen müssen: Wie bewerten Sie die – durchaus gelungene – Schönheitsoperation einer Hollywoodschönheit, die von ihrem Publikum nun nicht mehr erkannt wird, weil sich ihr Gesicht radikal verändert hat?

Frau Dr. Berger: Sie meinen sicher das neue Aussehen der amerikanische Schauspielerin Renée Zellweger? Dazu kann ich leider nicht viel sagen, weil ich nicht weiß, was der Operateur mit Frau Zellweger vorher besprochen hat. Sie selbst scheint aber mit dem Ergebnis ganz zufrieden zu sein. Und das ist neben der medizinischen Sicherheit der wichtigste Aspekt.

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