Vor dem bei Schülerinnen und Schülern immer beliebter werdenden Konsum von drogenähnlichen „Kräutermischungen“ hat der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, eindringlich gewarnt. Gerade im letzten Jahr hätten sich die Vorfälle dramatisch gehäuft, bei denen Jugendliche nach dem Konsum von „Kräutermischungen“, so genannten „Legal highs“, also legal zu erwerbenden Rauschmitteln, in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Symptome seien dabei oft paranoide Angstzustände, depressive Verstimmungen, Wahnvorstellungen, Kreislauf- und Gleichgewichtsprobleme und Atemwegsstörungen. Sogar zu einer Reihe von Todesfällen unter Jugendlichen sei es im Jahre 2014 gekommen.

Besonders in der Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen, so Meidinger, seien solche „Kräutermischungen“ beliebt, die zu günstigen Preisen (zehn Euro pro Gramm) weitgehend problemlos auch über das Internet unter harmlos klingenden Namen wie „Bonzai Winter Boost“, „Maya beyond“, „Jamaica Gold“ oder „Scooby Snax Hydro“ erworben werden könnten.

„Vielen Jugendlichen, aber auch deren Eltern, ist nicht bewusst, dass es sich bei „Kräutermischungen“ um Produkte handelt, die oft gefährlicher und gesundheitsschädlicher sind als so manche illegale Droge. Kein Mensch kann sagen, welche Inhaltsstoffe jeweils enthalten sind, im Grund genommen handelt es sich um eine Art Russisch Roulette. Die Angaben auf den Herstellerpackungen sind in der Regel falsch und unglaubwürdig!“, betonte der Verbandschef.

Die Hersteller von „Kräutermischungen“, im Internet übrigens oft auch als „Badesalz“, „Lufterfrischer“ oder „Pflanzendünger“ verschleierten Produkte, nutzen nach Angaben des Philologenverbandes eine in Deutschland bestehende Gesetzeslücke. Laut Urteil des Bundesgerichtshofes vom September 2014 fallen Kräutermischungen nicht mehr unter das Arzneimittelgesetz, das bis dahin das Verbot dieser Produkte ermöglichte. Das deutsche Betäubungsmittelgesetz bietet auch keine Handhabe, da es nur vorher exakt definierte synthetische Cannabinoide verbiete und die Hersteller dieser „Legal highs“ durch die Änderung der Molekülstruktur nach dem Verbot eines neu entdeckten Cannabinoids ständig neue „legale“ Produkte auf den Markt werfen.

Meidinger zeigte sich enttäuscht vom deutschen Gesetzgeber, dessen Versagen dazu geführt habe, dass sich der Konsum gefährlicher Produkte in Schülerkreisen in den letzten Monaten so dramatisch ausgeweitet habe. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, möglichst schnell eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vorzulegen, die es ähnlich wie in Österreich und der Schweiz erlaube, ganze Wirkstoffgruppen zu verbieten, was verhindere, dass die Hersteller von Kräutermischungen ständig an den Molekülen rumschraubten, dem Staat ein Schnippchen schlügen und große Gewinne einstrichen.

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