Operationen an den Augenmuskeln – oft auch Schieloperationen genannt – haben das Ziel, die Zusammenarbeit beider Augen zu verbessern. Die Funktion des komplexen Sehsystems wird optimiert, daher sind diese Eingriffe in jedem Fall mehr als nur kosmetischen Operationen. Das betonte Prof. Dr. Klaus Rüther, Berlin, während der Augenärztlichen Akademie Deutschland in Düsseldorf, die heute zu Ende geht.

Wenn die beiden Augen eines Menschen nicht auf dasselbe Objekt ausgerichtet sind, dann kann das ganz verschiedene Ursachen haben. Augenärzte unterscheiden Formen mit normaler Beweglichkeit beider Augen, die als Begleitschielen bezeichnet werden, vom Lähmungsschielen, bei dem die Beweglichkeit eines oder beider Augen eingeschränkt ist. Während das Begleitschielen meist schon im Kindesalter auftritt, sind vom Lähmungsschielen meistens Erwachsene betroffen.

Die Auswirkungen des Schielens sind sehr vielseitig. Sie reichen von Doppelbildern über Kopfschmerzen und der Unfähigkeit zum räumlichen Sehen bis hin zu psychosozialen Problemen. Wenn Kinder schielen, besteht die Gefahr, dass ein Auge eine andauernde, nicht umkehrbare Sehschwäche entwickelt.

Eine Augenmuskeloperation kann in jedem Alter notwendig werden. Bei Kindern wird sie meistens im Jahr vor der Einschulung durchgeführt, um Auswirkungen des Schielens auf den Schulerfolg zu vermeiden. Eine eventuell bestehende Sehschwäche (Amblyopie) sollte bereits vor der Operation durch ein zeitweiliges Abdecken (Okklusion) des besseren Auges behandelt worden sein.

Bei Erwachsenen ist eine Augenmuskeloperation vor allem dann notwendig, wenn Doppelbilder auftreten. Eine besondere, häufig auch schmerzhafte Form der Augenbewegungsstörung ist die endokrine Orbitopathie, die im Zusammenhang mit dem Morbus Basedow auftritt. Zwar ist hauptsächlich die Schilddrüse betroffen, doch auch im Bereich des Auges kommt es zu Entzündungen und degenerativen Erscheinungen an den Augenmuskeln. Diese Krankheit muss in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Internisten behandelt werden und erfordert nicht selten eine Augenmuskeloperation.

Vor dem Eingriff ist immer eine umfassende Diagnostik notwendig: Die Augenstellung, die Augenbeweglichkeit und die Kopfhaltung müssen sehr sorgfältig, idealerweise mehrfach untersucht werden. Für die Operation selbst wird die Bindehaut des Auges eröffnet, nicht aber der Augapfel. Das Auge verbleibt in der Augenhöhle und wird dort in gewissem Umfang gedreht, so dass der Chirurg den oder die jeweils zu behandelnden Muskel erreichen kann. Bei Kindern ist eine Vollnarkose notwendig, ebenso bei Operationen an beiden Augen oder wenn ein Folgeeingriff notwendig wird. Einfache Eingriffe sind bei erwachsenen Patienten auch unter lokaler Betäubung möglich. Meistens ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.

Auf eine bestehende Fehlsichtigkeit hat die Augenmuskeloperation keinen Einfluss. Wer also vorher eine Sehhilfe – Brille oder Kontaktlinsen – benötigte, wird auch nach dem Eingriff noch darauf angewiesen sein.

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