Die Geräuschkulisse eines Ortes sollte stärker in der Stadtplanung berücksichtigt werden. Das wünscht sich mehr als jeder zweite Bundesbürger laut einer Umfrage, die forsa für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt durchgeführt hat. Dabei geht es den Bürgerinnen und Bürgern nicht allein um den Schutz vor Lärm, sondern auch um eine angenehme Geräuschkulisse in der Stadt.

Mit der Aktion „Stadtklang“ will das BMBF nun auf das Thema aufmerksam machen: Bundesweit sind die Menschen eingeladen, schöne oder typische, interessante oder auch störende Geräusche in ihrer Stadt via Smartphone, Tablet-PC oder Aufnahmegerät einzufangen und unter www.stadtklang2015.de auf eine digitale Klangkarte zu laden.

„Geräusche haben einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden, deshalb sollten Menschen auch die Möglichkeit haben, den Klang ihrer Stadt mitzugestalten. Die akustische Stadtplanung ist ein großes Thema der Zukunftsstadt“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. „Eine lebenswerte Stadt ist keine stille Stadt. Geräusche sind auch Signale für Urbanität, Gemeinschaft und Kultur“.

Bislang dreht sich die gesellschaftliche Diskussion meist um Lärm. Auch laut der forsa-Umfrage sehen sich viele Deutsche störendem Lärm in Städten ausgesetzt. Wie in früheren Untersuchungen steht der Verkehrslärm dabei an der Spitze: 34 Prozent der Befragten und in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern sogar 46 Prozent fühlen sich von ihm gestört. Dennoch äußerten 58 Prozent kein Bedürfnis nach mehr Stille in ihrem Alltag. Eine gewisse Geräuschkulisse wird folglich akzeptiert oder sogar gewollt.

Danach gefragt, welche Geräusche die Deutschen angenehm finden und von welchen sie sich mehr wünschen würden, nannten 36 Prozent der Befragten Vogelgezwitscher. Unter den Großstädtern waren es sogar 43 Prozent. Naturgeräusche allgemein stehen hoch im Kurs. Insgesamt sechs Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie das Geräusch lachender und spielender Kinder mögen, ebenso viele schätzen Musik in ihrem städtischen Umfeld.

Klangforscher fordern daher, die klangliche Dimension bei der Gestaltung des öffentlichen Raums von vorneherein mit zu berücksichtigen. Denn eine angenehme Akustik trägt beispielsweise dazu bei, dass ein städtischer Platz auch als Aufenthaltsort von Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird. Bewusst geplante Ruhezonen entlasten die Ohren. Baumaterialien können den Schall verstärken oder dämpfen. Bäume sind nicht nur gut für das Klima, sondern locken auch Vögel an.

Welche Geräusche die Menschen mögen und welche sie als charakteristisch für ihre Heimat ansehen, das soll die Stadtklang-Aktion zeigen, die am 1. August begonnen hat und über zehn Wochen läuft.

Das Meinungsbild von forsa stützt sich auf die Befragung von 1003 Menschen in Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern im Juli 2015.

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