Deutschland ist im Vergleich zu seinen Partnerländern bei Eurotransplant Schlusslicht in Sachen Organspende. Das zeigt der neueste Jahresbericht der Organisation. An mangelnder Bereitschaft zur Organspende liegt das allerdings nicht.

Mehr als 10.000 Bundesbürger, die ohne eine Organspende in naher Zukunft sterben werden, sind auf der Transplantations-Warteliste bei Eurotransplant registriert. Ein Blick in den neuesten Jahresbericht der Organisation von 2015 lässt nachdenklich werden: Deutschland fällt mit nicht einmal elf Organspendern pro Millionen Einwohner weit hinter Ländern wie Österreich, Belgien oder Kroatien ab, die mit 22, 28 beziehungsweise 39 Organspendern pro Millionen Einwohnern aufwarten können. Doch sind die Deutschen tatsächlich so wenig spendefreudig? „Die Bereitschaft zur Organspende ist hierzulande hoch“, erklärt Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz. „Acht von zehn Bundesbürgern stehen der Organspende positiv gegenüber.“ Es sind vor allem organisatorische Dinge, die zu dieser Diskrepanz führen.

Vorbild Spanien: Organisation ist alles

In Spanien – Spitzenreiter in Sachen Organspende – wurde 1989 ein Paket von organisatorischen Maßnahmen in Kraft gesetzt, das innerhalb von drei Jahren zu vorbildlichen Spenderzahlen führte. Dort wurden unter anderem für die Transplantationskoordinatoren an den Kliniken Teilzeitstellen eingerichtet. Erfahrungen in Intensivmedizin und Weiterbildungen sind Pflicht, das Ansehen dieser Position ist hoch. Die Transplantationsbeauftragten an deutschen Krankenhäusern müssen ihre zusätzlichen Aufgaben meist im normalen Klinikalltag unterbringen. Mögliche Organspender zu identifizieren und zu melden, mit den Angehörigen zu sprechen und alle weiteren Schritte bis zur Organentnahme in die Wege zu leiten, bedeutet einen enormen Aufwand. „Es darf nicht sein, dass dringend gebrauchte Spenderorgane ungenutzt bleiben, weil die Organisation dieser Abläufe aus Mangel an Ressourcen nicht funktioniert“, beklagt Hackler. „Die Organentnahme braucht bei uns einen höheren Stellenwert. Da können wir von Spanien lernen.“

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