Sie verläuft nahezu unbemerkt, ist aber lebensbedrohlich. Die Rede ist von einer Thrombose, einer Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel bildet, das Gefäße in Venen oder Arterien verstopfen kann. „Besonders gefährlich wird es dann, wenn sich ein Teil eines solchen Blutgerinnsels löst und über das Herz mit dem Blutstrom ins Gehirn oder die Lunge gelangt“, weiß Prof. Stavros Konstantinides von der Universitätsmedizin Mainz.

Folgeerkrankung Schlaganfall oder Lungenembolie

Sowohl im Herz als auch in der Lunge können Teile der Blutgerinnsel die feinen Blutgefäße dieser Organe verschließen. Im Gehirn kommt es zu einer Minderdurchblutung. Die Sauerstoffversorgung sinkt und die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall steigt. Auch in der Lunge wird aufgrund einer Verstopfung durch ein Blutgerinnsel die Durchblutung eingeschränkt. Schmerzen beim Einatmen oder Luftnot zusätzlich zu Beinbeschwerden können eine Lungenembolie andeuten. „In Deutschland gibt es etwa 150.000 neue Fälle von Lungenembolie pro Jahr. Von diesen Patienten können sogar bis zu zehn Prozent versterben. In ganz Europa gehen sogar etwa eine halbe Million Todesfälle auf Lungenembolien zurück. Damit ist das die dritthäufigste akute Gefäßkrankheit nach dem Herzinfarkt und dem Schlaganfall“, sagt Prof. Konstantinides.

Lungenembolie mit Langzeitfolgen

Melanie Przybyla erinnert sich noch gut an den Tag, an dem sie plötzlich ohnmächtig wurde. Die junge Frau wäre beinahe an einer Lungenembolie gestorben, die durch ein Blutgerinnsel in ihrer Lunge ausgelöst wurde: „Ich konnte nicht atmen und mein Herz versuchte zu schlagen, aber es konnte nicht.“ Alles begann damit, dass Melanie Przybyla ihre Anti-Baby-Pille wechselte. Danach war ihr stets schwindelig. Beim Gehen hatte sie Probleme mit dem Gleichgewicht und ihr Herz schlug schnell. Innerhalb von zwei Jahren verschlechterte sich ihre Situation zunehmend. Sie hatte Atemnot, konnte kaum ihre Schuhe binden. Als sie schließlich einen Arzt aufsuchte, blieb die Erkrankung unerkannt. „Als ich aus dem Koma geholt wurde, konnte ich meinen Kopf nur in eine Richtung drehen. Ich konnte kaum das Telefon halten oder einen weichen Ball zusammendrücken. Meinen 35. Geburtstag habe ich im Krankenhaus gefeiert.“

Thrombose kann jeden treffen

Weder Alter, Geschlecht noch Abstammung sind entscheidend für die Erkrankung. Jedoch gibt es einige Risikofaktoren: „Das sind typischerweise große Operationen oder große Verletzungen, vor allem in den Beinen. Menschen, die im Krankenhaus sind und operiert werden, haben ein besonders hohes Risiko für Thrombosen. Aber auch außerhalb des Krankenhauses kann es Risikofaktoren geben, zum Beispiel hormonbedingte Situationen, wie die Pille zusammen mit Rauchen oder Übergewicht. Auch während der Schwangerschaft ist das Risiko erhöht – und das muss man wissen“, erklärt Prof. Konstantinides.

Sensibilisierung notwendig, ambulant und stationär

Gerade weil die Krankheit oftmals ohne Vorwarnung und einschlägige Symptome auftritt, sollten Ärzte und Patienten sensibilisiert sein, sagt Prof. Konstantinides. „Es ist wichtig daran zu denken, dass im Krankenhaus stationäre Patienten besonders für Thrombosen gefährdet sind. Das gilt nicht nur für frisch operierte Patienten, sondern auch für jene, die wegen einer schweren Krankheit aufgenommen werden, zum Beispiel wegen einer Herz- oder Lungenerkrankung oder einer schweren Infektion. Aber auch ambulante Patienten können Thrombosen entwickeln und sich in der Notaufnahme vorstellen, zum Beispiel nach längerer Bettlägerigkeit nach einer Verletzung.“

Diagnose mittels Ultraschall und CT

Zudem gibt es heute eine Reihe von technischen Möglichkeiten, die eine zeitnahe Diagnose und anschließende Behandlung unterstützen: „Bei Verdacht auf eine Venenthrombose können wir mit Ultraschallverfahren die Beinvenen darstellen und sehen, ob sie verstopft oder frei sind. Bei Verdacht auf Lungenembolie können wir mit einer computertomographischen Untersuchung, dem CT der Lunge, Gerinnsel in der Lungenstrombahn erkennen.“ Behandelt wird eine Thrombose dann mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten. Sie tragen dazu bei weitere Thrombosen zu verhindern und helfen dem Körper, bestehende Thromben aktiv abzubauen.

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