Der Krankenstand der beschäftigten Mitglieder ist im vergangenen Jahr mit insgesamt 5,1% auf einen neuen Rekordwert seit über einem Jahrzehnt gestiegen. Auf jeden Beschäftigten entfallen damit im Jahr 2018 durchschnittlich 18,5 krankheitsbedingte Fehltage.

Hauptursache des Anstiegs ist die besonders stark ausgeprägte Grippe- und Erkältungswelle im I. Quartal 2018. Etwa jeder sechste AU-Tag (16,4%) sowie fast jeder dritte AU-Fall (30,3%) wurde im vergangenen Jahr durch eine Atemwegserkrankung verursacht. Dass es sich dabei um eine sehr häufige, aber meist kurzzeitige Erkrankung handelt, ist an der mittleren Dauer der Arbeitsunfähigkeit von rund 7 Kalendertagen erkennbar.

Arbeitsunfähigkeit – AU Kennzahlen der beschäftigten Mitglieder nach ausgewählten Diagnosegruppen (Berichtsjahr 2018) / BKK Dachverband: Grippewelle 2018 sorgt für höchsten Krankenstand seit über einem Jahrzehnt

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Muskel- und Skeletterkrankungen. Diese sind im Jahr 2018 zwar nur für 15,6% aller AU-Fälle, dafür aber insgesamt für den größten Teil (23,8%) der AU-Tage verantwortlich. Entsprechend ist hier auch im Schnitt pro Fall eine mehr als doppelt so lange Krankheitsdauer (19,7 Tage je Fall) zu erkennen.

Auf Platz drei der nach AU-Tagen wichtigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit finden sich die psychischen Störungen, wobei hier das Verhältnis zwischen den AU-Tagen (15,7%) und den AU-Fällen (5,5%) noch deutlicher auseinanderklafft. Mit durchschnittlich mehr als 5 Kalenderwochen (36,9 Tage je Fall) ist bei dieser Krankheitsart die Falldauer am längsten und liegt sogar noch deutlich vor den Neubildungen (30,9 Tage je Fall).

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt: Fokus des BKK Gesundheitsreports 2019

In den letzten zehn Jahren (2008 bis 2018) haben die AU-Tage insgesamt um 46,5% zugenommen. Die krankheitsspezifischen Steigerungsraten fallen allerdings sehr unterschiedlich aus: Während in diesem Zeitraum nahezu keine Veränderungen bei den Erkrankungen des Verdauungssystems (+1,4%) auftraten, ist die Zahl der AU-Tage um jeweils etwa ein Drittel bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen (+34,2%) und den Herz-Kreislauf-Erkrankungen (+30,4%) angestiegen. Mit einer Steigerungsrate von +129,4% liegen allerdings die AU-Tage aufgrund psychischer Störungen mit Abstand an der Spitze in dieser Betrachtung.

Epidemiologische Studien zeigen jedoch, dass der Anteil derjenigen, die von einer psychischen Störung betroffenen sind, im gleichen Zeitraum stabil geblieben ist. Wie lässt sich dann aber der gleichzeitige Anstieg der Fehlzeiten, sowie auch eine Zunahme in der ambulanten und stationären Versorgung und bei den Arzneimittelverordnungen begründen? Liegt es am demografischen Wandel, an der zunehmenden Sensibilisierung für bzw. der Entstigmatisierung dieser Krankheitsgruppe oder an den massiven Änderungen in der Arbeitswelt, die sich insbesondere auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten auswirken?

Das hier deutliche Zusammenhänge zwischen Arbeitswelt und psychischer Gesundheit bestehen, zeigt sich z.B. in den branchenbezogenen Fehlzeiten: Mit durchschnittlich 1,4 AU-Tagen je Beschäftigten sind im Bergbau die geringsten Fehltage aufgrund psychischer Störungen zu finden, dagegen ist dieser Wert bei den Beschäftigten in Gesundheits- und Sozialwesen mit 4,0 AU-Tagen je Beschäftigten fast dreimal so hoch. Ein Blick auf den ausgeübten Beruf offenbart noch größere Diskrepanzen, die zwischen den Beschäftigten in der Altenpflege (5,8 AU-Tage je Beschäftigten) und Flugzeugpiloten (0,2 AU-Tage je Beschäftigte) ein Vielfaches mehr als zwischen den Branchen betragen.

Neben der Betrachtung einzelner Kennzahlen geht der neue Gesundheitsreport aber noch einen Schritt weiter und zeigt zusätzlich, welche Therapieformen (u.a. Arzneimittel- und/oder Psychotherapie) bei psychischen Erkrankungen Anwendung finden. Aus diesen Betrachtungen lassen sich wiederum Schlüsse für die zielgruppenspezifische Prävention zur Krankheitsvermeidung aber auch für die Versorgungsgestaltung von Betroffenen ableiten, die im Rahmen der zahlreichen in den letzten Jahren umgesetzten Verbesserungen der Prävention und Versorgung bezogen auf die psychische Gesundheit bewertet und eingeordnet werden.

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