Die Antibabypille wird in diesem Jahr 60 Jahre alt! Sie ist aber nicht nur ein Verhütungsmittel, sie ist ein Medikament – mit Risiken und Nebenwirkungen. Diesen Aspekt wieder ins Zentrum der medizinischen Versorgung zu rücken, ist ein Anliegen des Aktionsbündnisses Thrombose. Anlässlich des 7. Weltthrombose-Tags 2020 diskutierte eine Expertenrunde im Livestream unter dem Titel „Risiko Thrombose: 60 Jahre Pille – was sind die Fakten?“ (Zusammenfassung der Veranstaltung auf Youtube).

35 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter verhüten in Deutschland mit der Antibabypille und 1,8 Millionen Frauen in Deutschland unter 20 Jahren haben bereits einmal eine Pillenverordnung erhalten. Antibabypillen insbesondere der jüngeren Generation stehen jedoch im Verdacht das Thromboserisiko zu erhöhen. „Je nach Art und Konzentration der Hormonanteile Östrogen und Gestagen steigt das Risiko einer venösen Thromboembolie (VTE) etwa um den Faktor 2-8“, so Prof. Dr. Rupert Bauersachs, Wissenschaftlicher Leiter des Aktionsbündnisses Thrombose. „Es spielt eine erhebliche Rolle, welches Gestagen verwendet wird. Dieser Erkenntnisstand hat inzwischen auch Eingang in die S3-Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung gefunden.“

Deswegen ist bei der Erstverordnung der Antibabypille eine gründliche (Familien-) Anamnese und die Erhebung individueller Risikofaktoren der Patientin von besonderer Bedeutung. Insgesamt fehlt es an Wissen über die typischen Symptome einer Thrombose: Die jungen Frauen sollten im Rahmen des Aufklärungsgesprächs dafür sensibilisiert werden, Kopf-, Brust- oder Beinschmerzen sowie Luftnot während der Einnahme der Antibabypille ernst zu nehmen und bei ersten Anzeichen den Arzt aufzusuchen. „Darüber hinaus sollte immer wieder darauf hingewiesen werden: Die Antibabypille ist ein Medikament mit Risiken und Nebenwirkungen und kein Lifestyleprodukt“, so Prof. Bauersachs. Antibabypillen, die den Wirkstoff Levonorgestrel enthalten, gelten aufgrund des niedrigen Gestagenanteils bei der Erstverordnung als besonders geeignet.

Zu einem ausführlichen Aufklärungsgespräch gehört auch der Hinweis auf alternative Methoden der Verhütung. Immerhin entscheiden sich ein Drittel der jungen Frauen nach einem ausführlichen Beratungsgespräch gegen die Antibabypille und wählen andere Formen der Verhütung. Inzwischen kommt auch die Spirale für junge Frauen in Frage. Diese und viele andere Aspekte sind in einem vertrauensvollen Arzt-Patientinnen-Gespräch zu erörtern. Das Aktionsbündnis Thrombose setzt sich deswegen auch für eine bessere Vergütung des Aufklärungsgesprächs ein. „Damit diese wichtigen Informationen die Patientinnen auch tatsächlich erreichen“, so Prof. Dr. Rupert Bauersachs.

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