Soll die Erkältung erst mal mit pflanzlichen Mitteln behandelt werden? Reicht es aus, dem leichten Bluthochdruck mit Sport zu begegnen? Soll der Kreuzbandriss operiert werden oder nicht? Fragen, die sich Patientinnen und Patienten in Arztpraxen, Apotheken und Kliniken täglich stellen – aber oft gegenüber dem Arzt nicht in dieser Form äußern: Mehr als die Hälfte der Menschen folgt auf jeden Fall der Empfehlung des Arztes, so eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“.

Mündige Patienten sind zufriedener

Ganz nach dem Motto „Der Arzt wird schon wissen, was das Beste für mich ist“ verlassen sich 56,5 Prozent der Menschen voll und ganz auf die Entscheidungen des behandelnden Mediziners. Was viele nicht bedenken: Der Arzt mag Experte für die medizinischen Belange sein, der Patient aber ist der Experte für sich selbst – er allein kennt seine Wünsche und Bedürfnisse. Zumal wissenschaftliche Untersuchungen Hinweise darauf liefern, dass es Vorteile hat, wenn der Arzt nicht im Alleingang entscheidet. Denn dann sind Patienten zufriedener, können ihre Krankheit besser managen und nehmen Arzneimittel disziplinierter ein.

Immerhin fast die Hälfte der Patienten (46,3 Prozent) hat schon ein- oder mehrmals einen Arztbesuch vorbereitet, indem sie sich im Vorfeld über Krankheiten, Therapiemöglichkeiten oder Medikamente informiert haben, so die Umfrage der „Apotheken Umschau“. Fast jeder fünfte Patient (19,9 Prozent) teilt dem Arzt grundsätzlich seine Wünsche mit und entscheidet mit ihm gemeinsam über die geeignete Therapie. Fast zwei Drittel der Befragten (65,5 Prozent) berichten, dass sie vom Arzt immer verschiedene Therapiemöglichkeiten aufgezeigt bekommen und gefragt werden, welche Therapie der Patient bevorzugt.

Von mündigen Patienten profitieren alle Seiten

Doch es gibt auch Konfliktpotenzial in deutschen Praxen, so die Studie: Fast 20 Prozent der Patienten in Deutschland hatten schon mal eine Auseinandersetzung mit ihrem Arzt über eine Therapie: Sie hatten etwas Anderes zu einer geeigneten Therapie gelesen, als der Arzt empfohlen hatte. 28 Prozent der Befragten äußern zudem, dass ihr Arzt es eher ungern sieht, wenn sie seine Therapieentscheidungen hinterfragen oder um alternative Möglichkeiten bitten. Und 32 Prozent der Patienten sagen: Mein Arzt erklärt mir meist seine Entscheidungen, geht aber kaum auf meine Wünsche ein.

Dabei profitieren von gemeinsamen Entscheidungsfindungen alle Seiten. Verstehen Arzt und Patient die Sichtweise des jeweils anderen besser, „sind sie sich eher einig und arbeiten besser zusammen“, beobachtet Professor Friedemann Geiger, der an der Uniklinik Kiel ein Projekt zur gemeinsamen Entscheidungsfindung von Arzt und Patient leitet.

Für die Untersuchung zum Thema „Der mündige Patient“ befragte das Marktforschungsinstitut Ipsos GmbH in Mölln im Auftrag der „Apotheken Umschau“ 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen im Alter ab 14 Jahren. Die persönlichen Interviews fanden Mitte Oktober 2020 statt.

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