Chemotherapie ist nicht gleich Chemotherapie: Es gibt zahlreiche Wirkstoffe, die Ärzte je nach Patient und individueller Situation in verschiedenen Kombinationen einsetzen – vor oder nach der Operation, mit zusätzlicher Bestrahlung oder ohne. Die Deutsche Rektumkarzinom-Studiengruppe überprüft nun in einer klinischen Studie eine neue Strategie. Sie soll die Therapie von Patienten mit Enddarmkrebs verbessern. Die Deutsche Krebshilfe fördert die Studie mit rund 2,5 Millionen Euro.

Darmkrebs ist eine der häufigsten Tumorarten. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 58.800 Menschen neu daran. Der wichtigste Baustein in der Therapie von Darmkrebs ist die Operation. Ärzte versuchen dabei, den Tumor möglichst komplett zu entfernen. Wenn das gelingt, sind die Heilungschancen sehr günstig. Viele Patienten erhalten darüber hinaus vor oder nach der Operation eine Chemotherapie, häufig auch in Kombination mit einer Bestrahlung.

Jeder dritte Darmtumor befindet sich im Enddarm

„Welche Therapie für welchen Patienten genau in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist zum Beispiel, in welchem Darmabschnitt sich der Tumor befindet“, erklärt Professor Dr. Ralf Hofheinz, III. Medizinische Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Etwa ein Drittel der Erkrankungen wird im letzten Darmabschnitt – dem Enddarm – entdeckt. Ärzte nennen den Enddarm auch Mastdarm oder Rektum. Entscheidend für die Prognose von Patienten mit einem Rektumkarzinom ist die Frage, wie hoch das Risiko ist, dass an der gleichen Stelle ein neuer Tumor entsteht. Dieses Risiko können Ärzte mit einer Magnetresonanzuntersuchung bestimmen – mit einem starken Magnetfeld und Radiowellen erzeugt diese Untersuchung Bilder vom Inneren des Körpers.

Kürzere Chemotherapie soll Verträglichkeit steigern

Die Deutsche Krebshilfe fördert nun eine Studie, die ein neues Therapiekonzept für Patienten mit geringem Rückfallrisiko in der klinischen Praxis überprüft: „Die Teilnehmer erhalten entweder wie bisher eine meist sechsmonatige Chemotherapie nach der Operation oder eine nur dreimonatige Chemotherapie vor der Operation mit einer veränderten Kombination von Medikamenten“, so Hofheinz. Das Studienteam beobachtet die Patienten danach über drei Jahre und wertet die Daten anschließend aus. „Sollte sich die verkürzte Chemotherapie vor der Operation als wirksamer erweisen und dabei weniger Nebenwirkungen verursachen, hätten wir einen neuen Therapiestandard für Enddarmkrebs.“ Die Studie wird von der Deutschen Rektumkarzinom-Studiengruppe, einem Zusammenschluss von Spezialisten auf diesem Gebiet, durchgeführt. Professor Hofheinz ist neben Professor Dr. Claus Rödel vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main und Professor Dr. Michael Ghadimi von der Universitätsmedizin Göttingen Sprecher der Studiengruppe. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 2,5 Millionen Euro.

„Wir haben große Hoffnung, dass diese Studie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Therapie von Darmkrebs leisten wird“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Unser stetiges Ziel ist es, die Krebsmedizin auf allen Gebieten immer weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, ist innovative klinische Forschung zwingend notwendig.“ Seit vielen Jahren ist die Deutsche Krebshilfe der größte private Drittmittelgeber für die Krebsforschung in Deutschland. Die Organisation finanziert alle von ihr geförderten Projekte und Initiativen ausschließlich durch Spenden und freiwillige Zuwendungen aus der Bevölkerung.

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