Unter dem Titel „Wenn Süßes Bauchweh macht – Fruktose Freund oder Feind“ klärt Privatdozent Dr. med. Hans-Joachim Thon, wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik, auf, dass Fruchtzucker (Fruktose) ein Problemzucker und bei vielen Menschen für Magen-Darm-Beschwerden verantwortlich ist. Der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin des St. Josef-Hospital Bonn-Beuel macht auf der Internetseite des Vereins www.dkgd.de seinen Vortrag, den er aus Anlass des „Forum für Innere Medizin“ im April gehalten hat, kostenlos verfügbar.

Privatdozent Thon gehört als renommierter Gastroenterologe zu den Vorreitern der Aufklärung von Patienten und Medizinern im Bereich Fruktose. Das Reizdarmsyndrom gehört mit einer Prävalenz von 10 bis 15 Prozent zu den Volkskrankheiten, und bisher erhalten die meisten Patienten durch die herkömmliche Therapie keine zufrieden stellende Hilfe. Mit Zunahme des Fruktosekonsums in den letzten 50 Jahren steigt auch die Zahl der Reizdarm-Patienten kontinuierlich an.

Bereits 1969 zeigte ein erster Bericht auf, dass Fruktose zu reizdarmartigen Beschwerden führt. Aktuellen Untersuchungen zufolge verträgt mindestens jeder dritte Reizdarm-Patient Fruktose schlecht und die Meidung des Zuckers vermindert die Magen-Darm-Beschwerden. In einer Studie mit 37 Teilnehmern wies Thon nach, dass 51 Prozent der Probanden einen krankhaft veränderten Fruktose-Wasserstoff-Atemtest mit dyspeptischen Beschwerden im Testverlauf aufweisen. 30 Prozent der Versuchsteilnehmer litten unter Milchzucker-Unverträglichkeit und bei 21 Prozent war eine kombinierte Frucht-Milchzucker-Unverträglichkeit festzustellen. Bei 88 Prozent der Patienten mit Fruktose-Unverträglichkeit besserten sich die Beschwerden nach kurzer Zeit der verminderten Fruktoseaufnahme. Privatdozent Thon bedauert in Anbetracht der vorliegenden Studienergebnisse, dass Ärzte dem Thema Fruktose in der Behandlung des Reizdarmsyndroms zu wenig Beachtung schenken. Nach Aussagen des Experten ist Fruktose nicht grundsätzlich ungesund, sondern die Dosis und die individuelle Verträglichkeit sind entscheidend. Den Therapeuten empfiehlt Thon, bei Reizdarm-Patienten mithilfe des Wasserstoff-Atemtests zu prüfen, ob eine Fruktose-Malabsorption vorliegt und in diesem Falle die Fruktoseaufnahme zu reduzieren.

Die jährlichen Kosten der Behandlung eines Reizdarm-Patienten liegen derzeit bei rund 1000 Euro jährlich und erreichen bei vielen keine Linderung der Symptome. Vor diesem Hintergrund kritisiert Thon, dass die aktuelle Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Reizdarms keine Ernährungstherapie oder Maßnahmen der nutritiven Medizin vorsieht. Während in der Normalbevölkerung 20 bis 25 Prozent unter Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten leiden, sind es bei Reizdarm-Betroffenen 50 bis 70 Prozent. Die Laktoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) kommt häufig bei Reizdarmsyndrom vor und lässt sich wie auch die Fruktose-Malabsorption mit einem Wasserstoff-Atemtest relativ leicht diagnostizieren. Der häufig als „Naturzucker“ und Alternative zum Haushaltszucker angepriesene Fruchtzucker findet reißenden Absatz in der Lebensmittelindustrie. Viele Getränke sind neuerdings mit Fruktose gesüßt. Aktuelle Studien zeigen, dass ein reichlicher Fruchtzucker-Konsum neben Magen-Darm-Problemen auch zu Fettstoffwechselstörungen einem erhöhten Gichtrisiko, Insulinresistenz, Fettleber und dem metabolischen Syndrom führen kann. Problematisch ist auch, dass parallel mit dem Fruktosekonsum in den USA auch die Übergewichts- und Adipositas-Häufigkeit deutlich anstieg, zeigt Privatdozent Dr. Thon auf.

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