Rund 80 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern sind wenigstens ein Mal in ihrem Leben von Rücken- und Muskelschmerzen betroffen. Mehr als 120 Millionen Packungen rezeptfreier Schmerzmittel kaufen die Deutschen pro Jahr in der Apotheke. Doch beim Griff zum einen oder anderen Medikament fehlt vielen der Überblick. Dies ist problematisch, denn nicht effektiv gelinderte Schmerzen können mit der Zeit chronisch werden. Ein Vergleich der in Schmerzmitteln häufig enthaltenen Wirkstoffe Diclofenac, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Paracetamol erleichtert den Weg durch den „Präparate-Dschungel“.

Diclofenac, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Paracetamol ist gemeinsam, dass sie sich gut zur Schmerzlinderung bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eignen. Weil sie als relativ sicher in der Hand des Verbrauchers eingestuft werden, sind sie niedrig dosiert rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Deutliche Unterschiede zeigen sich dagegen aufgrund der unterschiedlichen Wirkpotenz bei der empfohlenen Tageshöchstmenge, der Zeit für den Abbau im Körper, ihrer Magenverträglichkeit oder ihrer Fähigkeit auch Entzündungen zu hemmen.

Welche Schmerzmittel lindern den Schmerz und bekämpfen zugleich Entzündungen als häufige Hauptursache für Rücken- und Muskelschmerzen?
Welches Präparat ist so wirkstark, dass davon nur eine geringe Menge zur Schmerzlinderung benötigt wird? Welcher Wirkstoff belastet den Körper nicht länger als nötig? Die Eigenschaften einzelner Präparate sollten gut abgewogen und individuell in betracht gezogen werden. Doch hierfür bedarf es einiger Hintergrundinformationen.

Wirkstark und dennoch gut verträglich?

Viele wünschen sich, dass ein Wirkstoff möglichst wirkstark und dennoch gut verträglich ist. Doch wie sieht das bei den gängigsten „Kandidaten“ aus?
Sowohl Diclofenac als auch Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure stehen als wirkungsvolle Schmerzmittel in der Apotheke rezeptfrei zur Verfügung. Dennoch gibt es leichte Unterschiede: Je nach Wirkstoff bedarf es sehr unterschiedlicher Mengen, die eingenommen werden müssen, um eine vergleichbare Schmerzstillung zu erzielen. So sind bereits 25 mg Diclofenac so wirkstark wie 400 mg Ibuprofen, wie 1000 mg Acetylsalicylsäure und 1000 mg Paracetamol. Nebenwirkungen sind grundsätzlich am geringsten, wenn stets die kleinste wirksame Menge eines Medikaments für die kürzest notwendige Zeit eingenommen wird.

Alle vier Wirkstoffe sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung auch als magenverträglich einzustufen. Generell gilt: Schmerzmittel sollen ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als vier Tage eingenommen werden. Doch auch in Punkto Magenverträglichkeit gibt es Nuancen: Paracetamol gilt aufgrund seiner Wirkweise als der magenschonendste Wirkstoff. Der Wirkstoff Ibuprofen wird als gut magenverträglich angesehen. Der seit kurzem in der Apotheke rezeptfrei erhältliche Wirkstoff Diclofenac zeigt eine vergleichbar gute Magenverträglichkeit wie Ibuprofen. Die Einnahme von Acetylsalicylsäure kann jedoch zu einer nennenswert höheren Magenunverträglichkeit führen.

Zu der guten Verträglichkeit eines Wirkstoffes trägt bei, dass der Wirkstoff nicht länger als nötig im Körper verweilt also schnell ausgeschieden wird, um ihn nicht länger als nötig zu belasten. Dies ist ein nachgewiesener Vorteil u.a. von Diclofenac: Während der Wirkstoff in Leber, Niere, Magen und dem Blutkreislauf rasch abgebaut wird, hält die Wirkung im entzündetem Gewebe noch bis zu sechs Stunden an. Diese spezielle Wirkweise belastet die gut durchblutenden Organe nicht unnötig und macht Diclofenac zu einem gut verträglichen Schmerzmittel. Der Wirkstoff Diclofenac ist zum Beispiel in Voltaren Dolo Extra 25 mg enthalten.

Welche Wirkstoffe helfen gegen Entzündungen?

Auch wenn Paracetamol als gut magenschonend eingestuft wird, so wirkt er jedoch nicht gegen die häufigste Ursache für Rücken- und Muskelschmerzen: Entzündungen. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac – auch Antirheumatika genannt – wirken dagegen entzündungshemmend. Aufgrund seiner besonderen physikalisch-chemischen Eigenschaften reichert sich zum Beispiel Diclofenac nach der Verteilung im Blut gezielt im entzündeten Gewebe an – also genau da, wo der Schmerz entsteht. Dort verhindert der Wirkstoff die Bildung der für den Schmerz verantwortlichen Botenstoffe und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend.

Sonderfall: Herzinfarktprophylaxe

Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure gehört zur Standardmedikation in der Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall. Gleichzeitig sind aber viele – gerade ältere – Patienten auf eine medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln angewiesen. Hierbei muss auf eine problematische Wechselwirkung aufmerksam gemacht werden: Ibuprofen kann bei gleichzeitiger Einnahme mit Acetylsalicylsäure die therapeutisch erwünschte Hemmung der Plättchenaggregation wieder aufheben und so das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls der Patienten erhöhen. Wegen ihrer Praxisrelevanz hat die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) mehrfach auf diese Wechselwirkung hingewiesen: Patienten, die niedrig dosierte Acetylsalicylsäure zur Herzinfakt- oder Schlaganfallpropylaxe einnehmen, sollten besser auf Diclofenac ausweichen, da es die vorbeugende Wirkung von Acetylsalicylsäure nicht beeinträchtigt.
Dies zu wissen, erleichtert die „Dschungel-Tour“ durch das reiche Angebot an rezeptfreien Medikamenten in der Apotheke bei akuten leichten bis mäßig starken Schmerzen, wie z. B. Rücken- und Muskelschmerzen.

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