Jucken – Kratzen – Jucken: Neurodermitis ist gerade bei Kindern ein Teufelskreis, der sich nur schwer durchbrechen lässt. Doch wie kommt es zu dieser Erkrankung und wie lässt sie sich behandeln? Diese und weitere Fragen erläutert jameda-Gesundheitsredakteurin Dr. Iris Hinneburg.

Neurodermitis ist eine entzündliche Hauterkrankung, die auch als atopisches Ekzem bezeichnet wird. Von dieser chronischen Erkrankung sind etwa 10-20 Prozent aller Kinder in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Die ersten Krankheitszeichen können ab dem dritten Lebensmonat auftreten. Typische Symptome sind eine gerötete trockene Haut mit rauer, schuppiger Oberfläche, die spannt und juckt.

Bei Säuglingen treten diese Hautveränderungen häufig an Stirn und Wangen sowie am behaarten Kopf auf (sogenannter Milchschorf). Bei Kleinkindern sind dagegen häufiger die Knie- und Ellenbeugen oder die Hände bzw. Handgelenke betroffen. Mit Beginn der Pubertät nimmt der Schweregrad der Neurodermitis häufig ab, allerdings können auch Jugendliche und Erwachsene an dieser Hauterkrankung leiden.

Über die Ursachen ist man sich bis heute noch nicht ganz im Klaren: Man weiß, dass sowohl eine familiäre Veranlagung als auch allergische Komponenten eine Rolle spielen. Dazu kommt, dass die Barrierefunktion der Haut gestört ist. Der Haut fehlen vor allem Lipide (Fette) und Feuchtigkeit. Deshalb ist sie äußeren Reizen gegenüber sehr anfällig und reagiert etwa auf Kälte und trockene Luft schnell mit Juckreiz. Gerade Kinder reagieren auf den Juckreiz schnell mit Kratzen – aber das verstärkt den Juckreiz noch mehr. Deswegen sind mehrere Strategien notwendig, um aus der Kratz-Juck-Kratz-Falle auszubrechen.

Wichtigster Schritt ist eine konsequente Hautpflege, um die Barrierefunktion zu stärken. Cremes zur Basispflege sollten die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und zusätzlich rückfettend und hypoallergen sein. In vielen Fällen müssen die Betroffenen ausprobieren, mit welchem Produkt sie am besten zurechtkommen. Zur Ergänzung können Ölbäder eingesetzt werden, die die Haut mit speziellen Fetten unterstützen.

Wenn ein akuter Schub auftritt, können kurzzeitig kühlende und juckreizlindernde Substanzen eingesetzt werden – der Hautarzt empfiehlt gerne entsprechende Präparate, die geeignet sind. Bei stärkeren Schüben können Cortisoncremes schnelle Abhilfe verschaffen: Sie durchbrechen den Juckreiz und lindern die Entzündung. Sie sollten gerade bei Kleinkindern aber nur auf Verschreibung des Hautarztes eingesetzt werden und nur so lange wie nötig. Regelmäßiges Kürzen der Fingernägel hilft Kleinkindern, dass sie sich nicht blutig kratzen können.

Daneben ist es wichtig, auslösende Faktoren für die Neurodermitis zu identifizieren. Beispielsweise können der Neurodermitis allergische Reaktionen auf verschiedene Allergene zugrunde liegen, etwa auf bestimmte Nahrungsmittel oder Tierhaare. Daneben reagieren manche Kinder aber auch auf bestimmte Kleidungsmaterialien, Duftstoffe in Waschmitteln oder Konservierungsmittel in Pflegeprodukten.

In schweren Fällen kann es sinnvoll sein, ein Neurodermitis-Tagebuch zu führen, in dem verzehrte Lebensmittel, weitere potenzielle Auslöser wie bestimmte Kleidungsstücke, Pflegemaßnahmen oder Stress-Situationen gemeinsam mit dem jeweiligen Hautzustand festgehalten werden, damit gemeinsam mit dem Arzt Rückschlüsse auf bestimmte Auslöser gezogen werden können.

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