Wenn adipöse Frauen schwanger werden, versuchen sie meist, ihr Gewichtsproblem auszublenden. Auch die betreuenden Hebammen und GynäkologInnen klammern das Thema häufig aus, stellte Dr. Katja Makowsky in einer qualitativen Studie fest und kommentiert: „Das Ausblenden der Adipositas aus dem geburtshilflichen Kontext ist als unzureichende Versorgung anzusehen, da betroffene Frauen auf diese Weise keine adäquate Unterstützung erfahren.“

Die Vorstellungen von Hebammen und GynäkologInnen „lassen meist eine fehlende Auseinandersetzung mit Adipositas als chronischer Erkrankung erkennen. Kritiklos wurden einseitige und teilweise veraltete Vorstellungen und Vorurteile zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Adipositas übernommen, die psychologischen Faktoren einen hohen Stellenwert beimessen. Neuere Erkenntnisse der Adipositasforschung scheinen der Professionellen in der geburtshilflichen Versorgung bislang weitgehend unbekannt. …

In Abhängigkeit von subjektiven Vorstellungen betreuender Professioneller zeigt sich eine Überversorgung adipöser Frauen mittels diagnostischer Maßnahmen und technischer Interventionen bei gleichzeitiger Vernachlässigung psychischer Aspekte.“ Die Autorin schließt aus ihrer Studie, „dass sich die Versorgung adipöser Frauen in der Geburtshilfe einseitig an der Vermeidung von Komplikationen, nicht aber an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerungsgruppe orientiert.“

Der Pragmatismus der meisten HelferInnen wird am Statement eines Arztes deutlich: Ihm sei die „Dicke, die zwar Risiken mitbringt, sich aber an die Anweisungen hält, lieber als die schlanke Rechtsanwältin, die alles hinterfragt und den ärztlichen Rat nicht befolgt.“

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