Die Journalistin und Autorin Paula Lambert ist für ihren unverkrampften Umgang mit dem Thema Sex bekannt. Als Kolumnistin beschäftigt sich die „Expertin für allzu Zwischenmenschliches“ allerdings nicht nur mit dem Geschehen zwischen den Laken, sondern auch mit dem Kommunikations- und Beziehungsverhalten der Geschlechter.
Die Initiative Vorsicht Buch! des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hat bei ihr nachgefragt: Was macht das Buch zum Idealgeschenk für den Valentinstag am 14. Februar? Geht die Liebe nur durch den Magen oder darf auch der Kopf mitspielen? Ihre Antworten machen Lust auf den Besuch einer Buchhandlung. Und das ist nur der jugendfreie Teil.
Individualität ist Trumpf. Warum ist ein Buch so ein gutes Geschenk für eine geliebte Person?
Paula Lambert: Das perfekte Geschenk ist schwer zu finden. Es muss den Intellekt des Beschenkten zärtlich umschmeicheln, den Geschmack treffen und einen guten Eindruck machen. Dazu darf es nicht zu teuer sein und handlich sollte es auch sein, denn nichts ist unangenehmer, als Geschenke, die im Raum herumstehen. Natürlich wäre es gewitzt, einen Einrichtungsgegenstand zu schenken, aber der lässt den Intellekt außen vor und streichelt nicht unbedingt die Seele. Strümpfe sind schön und praktisch, aber ein wenig emotionslos. Insofern gibt es nur eine Sache, die allen Ansprüchen gerecht wird, und das ist ein Buch. Es ist auch zu schön: Man kann man den Beschenkten mit neuen Gedanken inspirieren, in eine Welt eintauchen lassen oder ihn herausfordern. Wer sich über ein Buch nicht freut, hat kein Herz. Ich finde es immer verdächtig, wenn ein Mensch sagt „Ich lese nicht“. Warum nicht? Es gibt wenig, was die Fantasie so sehr ins Schwingen bringt!
Frauen finden lesende Männer sexy: Sind kluge Männer die besseren Liebhaber?
Paula Lambert: Zumindest ist es heikel, wenn ein Mann in seiner Wohnung kein einziges Buch stehen hat. Wie viel Tiefgang kann so jemand besitzen? Ist er begeisterungsfähig, bereit, in andere Welten einzutauchen? Hat er die Begabung zur Fantasie? Oder ist er jemand, der grundsätzlich sehr an der Oberfläche zu Hause ist? Tiefe, Begeisterung, Fantasie – all das sind ja Dinge, die ein guter Liebhaber mitbringen muss. Weniger schlaue Menschen interessieren sich vielleicht eher für die Triebabfuhr an sich, aber andere zu besamen ist nun wirklich keine große Kunst. Die Kunstform des guten Liebhabers ist ähnlich wie bei einem guten Roman gelagert: Er muss in dem anderen einen Zauber wecken, der größer ist als die Realität. Und dazu sind kluge Männer eher in der Lage. Also sage ich frei heraus: Ja, unbedingt.
Verführung ist eine Kunstform. Gehört Sprache dazu?
Paula Lambert: Irgendjemand – ich glaube, es war Roger Willemsen – hat einmal gesagt: Ich bin nicht schön, ich muss mir die Frauen willig quatschen. Sprache hat eine große Verführungskraft. Ich weiß nicht, ob Ihnen folgendes schon einmal passiert ist: Manchmal trifft man Menschen, die objektiv von außen besonders schön sind, bei denen einfach alles stimmt. Und dann machen sie den Mund auf, fangen an, eine Menge Blödsinn zu plappern und schon werden sie hässlicher und hässlicher, bis man sie gar nicht mehr anschauen mag. Genau das gleiche funktioniert andersherum. Ein Mann ist durchaus in der Lage, eine Frau nur mit dem Inhalt des Gesagten zu verführen. Dazu muss er natürlich geistig in der Lage sein. Insgesamt ist das die ganze große Kunst. Jemanden mit Schönheit willig zu machen, ist einfach.
Blumen können sprechen. Aber über ein Buch kann man miteinander reden – warum ist das gut für die Partnerschaft?
Paula Lambert: Jede Partnerschaft baut auf dem gleichen Kitt: Gute Kommunikation. Sich über Inhalte auszutauschen, ist immer ein Faktor, der zu tieferer Bindung führt. Paare, die keine gemeinsame Kommunikation haben, sind immer unglücklich. Da gibt es keine Ausnahmen.
Nur der Name oder geht noch mehr? Wie persönlich kann eine Widmung sein?
Paula Lambert: Das kommt natürlich darauf an, wie gut man denjenigen kennt. „Für Marie, in Freundschaft“ ist recht banal, „Für Luis, den kleinen Macho, danke für eine tolle Nacht“ ist vielleicht schon ein bisschen zu viel, um es im Bücherregal herumstehen zu lassen. Das Gleiche gilt für Beleidigungen, auch liebevoll gemeinte, und vor allem wertende. Lügenbaron, Samenspender, Nachbarschaftsflittchen, Flatulenzproblematiker etc. – von solchen Widmungen ist abzuraten. Besser etwas liebevoll und ehrlich gemeintes. „Für dich das schönste Buch des Sommers, denn ich weiß, dass Du es genießen wirst!“ oder ähnliches ist schön zu lesen, wenn man das Buch später wieder in die Hand nimmt. Oder „Du bist mein allerbester Freund!“ und „Ich schätze dich sehr!“. Es sollte halt etwas sein, das dem Beschenkten ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sich gegenseitig vorlesen – Sternstunde der Intimität oder abtörnend?
Paula Lambert: Absolut! Bücher lesen spricht auch Frauen noch mehr an, als gemeinsam Sexfilme zu gucken. Das ist auch eine sinnliche Übung, um sich gegenseitig in Stimmung zu bringen. Bei vielen Leuten ist es ja so, dass sie abends ziemlich erschöpft sind und eigentlich keine Lust mehr haben. Drei vier knackige Zeilen können da ziemlich schnell die Umkehr bringen!
Kann ein Buch der Auftakt für einen aufregenden Abend des Valentinstags sein?
Paula Lambert: Eben, weil es alle Sinne anspricht, ist das richtige Buch ein Schlüssel ins sexuelle Glück. Ich verstehe gar nicht, warum sich so wenig Menschen gegenseitig vorlesen! Es ist ein schönes, sehr verbindendes Erlebnis, das bleibende Erinnerungen schafft. Ich finde das ist eine geniale Kombi.