Diabetes ist weltweit auf dem Vormarsch. Doch mit der richtigen Ernährung und regelmäßiger Bewegung kann Typ-2-Diabetes in vielen Fällen vermieden werden, das belegen zahlreiche Studien. Dennoch fehlen bislang Präventions-Konzepte, die flächendeckend umgesetzt werden können. Eine Studie mit rund 1.000 Teilnehmern zeigte nun, dass eine einjährige Betreuung von Apothekern das Diabetesrisiko reduziert. Mit über 20.000 Apotheken in Deutschland eröffnet dies die Möglichkeit, Diabetesprävention erstmals flächendeckend zu etablieren.
Zentrale Fragestellung der Studie war, ob ein Diabetespräventions-Programm in Apotheken umsetzbar ist und damit eine Reduktion des Diabetesrisikos bei den Teilnehmern erreicht werden kann. Das WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen, das die Studie mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg initiierte, gewann 40 bayerische Apotheken für die Umsetzung. Die eine Hälfte der Apotheken betreute ihre Teilnehmer intensiv mit dem Programm „GLICEMIA“: In drei persönlichen Beratungsgesprächen und fünf Gruppenschulungen wurden individuelle Gesundheitsziele definiert und das notwendige Hintergrundwissen für eine langfristige Lebensstiländerung vermittelt. Die andere Hälfte der Apotheken erhob bei drei Terminen Risikofaktoren für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und händigte eine schriftliche Information mit Hinweisen zur Lebensstiländerung aus. Nach einem Jahr wurden die beiden Gruppen hinsichtlich ihres Diabetesrisikos und der assoziierten Risikofaktoren verglichen.
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie: Von anfangs 1.092 schlossen 977 Teilnehmer die Studie nach einem Jahr ab. Bereits diese geringe Abbrecherquote von nur 10,5 % zeigt, dass ein Präventionsangebot von Apothekern von der Bevölkerung gut akzeptiert wird. Nach einem Jahr hatte sich das Diabetesrisiko der 530 betreuten Teilnehmer im Vergleich zu den 562 nicht-betreuten Probanden hoch-signifikant reduziert. Durch die Betreuung gelang es den Teilnehmern abzunehmen und sich mehr zu bewegen. Dabei verbesserte sich auch die körperliche Lebensqualität. Da die Studie nur ein Jahr dauerte, konnte kein Unterschied bei der Diabetes-Neuerkrankungsrate festgestellt werden. Diese Ergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlicht.
Die Studienleiterin Prof. Dr. Kristina Friedland, Professorin für Molekulare und Klinische Pharmazie der Universität Erlangen-Nürnberg, ist mit den Resultaten höchst zufrieden: „Mit der Umsetzung des Präventionsprogramms GLICEMIA gelang es uns erstmals zu zeigen, dass Apotheker wirksam und effektiv zur Verhinderung der Diabetes-Epidemie beitragen können. Unser Ziel ist es nun, das Programm in die Fläche zu tragen.“ Hierfür stellt das WIPIG die Programmmaterialien Apotheken kostenlos zur Verfügung. Damit Apotheken dies auch anbieten können, fordert Dr. Helmut Schlager, Geschäftsführer des WIPIG, die Aufnahme der Apotheker ins Präventionsgesetz: „Dass Diabetesprävention durch Apotheker wirkt, haben wir wissenschaftlich bewiesen. Diese Erkenntnisse sollten nun auch von Politikern und Krankenkassenvertretern bei der zukünftigen Ausgestaltung der Prävention in Deutschland berücksichtigt werden.“
Das WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen ist eine Einrichtung der Bayerischen Landesapothekerkammer mit Sitz in München. Es wurde im Juli 2007 gegründet – mit der Intention, den Präventionsgedanken in Gesellschaft und Politik zu fördern. Zu den Zielen des WIPIG gehört die Entwicklung und Durchführung geeigneter Schulungsmaßnahmen zur Professionalisierung der im Bereich der Prävention tätigen Personen. Darüber hinaus erforscht und entwickelt das Institut neue Präventionsideen, einschließlich Projekterstellung und Umsetzung in die Praxis.