Chirurgische Behandlungen von Augenkrankheiten stehen bis zum kommenden Samstag im Mittelpunkt der Augenärztlichen Akademie Deutschland im Congress Center Düsseldorf. Rund 5000 Teilnehmer – vor allem Augenärzte und ihre Mitarbeiter – befassen sich mit den aktuellen operativen Methoden, mit denen Augenkrankheiten behandelt oder sogar geheilt werden können.
Die altersbedingte Trübung der Augenlinse (Grauer Star oder Katarakt) wird in Deutschland etwa 650.000 bis 800.000 Mal pro Jahr operativ geheilt: Mit der Implantation einer Kunstlinse sehen die Patienten wieder klar. Doch so oft dieser Eingriff auch ausgeführt wird, jede Operation ist individuell verschieden, machte Prof. Dr. Gerhard K. Lang, Direktor der Universitäts-Augenklinik Ulm, bei der Auftaktpressekonferenz der Tagung deutlich. Moderne Kunstlinsen erlauben es auch, bestehende Sehfehler gleich mit zu behandeln, so dass die Patienten nach dem Eingriff in der Regel auch ohne Brille über eine sehr gute Sehschärfe verfügen. Wesentlich sind eine gründliche Voruntersuchung und eine eingehende Beratung der Patienten.
Personalisierte Glaukomchirurgie
Eine häufige – und tückische – Augenkrankheit ist das Glaukom (Grüner Star), bei dem langsam und oft über Jahre hinweg vom Patienten selbst unbemerkt die Fasern des Sehnervs absterben. Einmal erkannt, lässt sich das Glaukom meist mit Augentropfen behandeln und damit eine weitere Verschlechterung verhindern. Reicht diese medikamentöse Therapie nicht aus, dann bieten unterschiedliche Verfahren der Glaukomchirurgie eine Möglichkeit, das Sehvermögen zu erhalten, erläuterte Prof. Dr. Franz Grehn, der frühere Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg. Ein breites Spektrum an Methoden erlaubt es dabei, für jeden Patienten individuell die Lösung zu finden, die bei möglichst geringen Nebenwirkungen das Augenlicht möglichst lange erhält.
Die Netzhaut von störenden Zugkräften befreien
Wenn gerade Linien plötzlich krumm und verzerrt gesehen werden, ist häufig, aber nicht immer die feuchte Makuladegeneration die Ursache. Auch andere Augenkrankheiten, die unter dem Oberbegriff „traktive Makulopathie“ zusammengefasst werden, haben verzerrtes Sehen zur Folge. Sie entstehen, wenn die natürliche Alterung des Glaskörpers im Auge nicht normal abläuft, Teile des Glaskörpers an der Netzhaut haften bleiben und auf sie Zug ausüben. Prof. Dr. Anselm Kampik, Direktor der Universitäts-Augenklinik München, schilderte eine neue Möglichkeit, solche Anhaftungen mit der Gabe eines Medikaments in den Glaskörper zu lösen.
Schieloperationen heute
Operationen an den Augenmuskeln sind keine kosmetischen Eingriffe, das stellte Prof. Dr. Klaus Rüther, Berlin, klar. Ihr Ziel ist es stets, das beidäugige Sehen zu verbessern und psychosoziale Beeinträchtigungen zu beheben. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen können Augenmuskeloperationen notwendig sein. Eine vorhandene Fehlsichtigkeit wird dabei aber nicht behoben, erklärte Rüther: Wer eine Brille oder Kontaktlinsen braucht, wird auch nach dem Eingriff auf die Sehhilfe angewiesen sein.
Grundversorgung stärken
Gemeinsam stellen nicht operativ tätige Augenärzte und Augenchirurgen heute eine augenmedizinische Versorgung auf sehr hohem Niveau sicher, fasste Dr. Peter Heinz, der 2. Vorsitzende des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands am Ende der Pressekonferenz zusammen. Der Bedarf an augenmedizinischen Leistungen wird sowohl im operativen als auch im konservativen Bereich zunehmen. Deshalb forderte Dr. Heinz eine ihrer Bedeutung entsprechende Wertschätzung der Augenheilkunde. Im Medizinstudium ebenso wie in der Weiter- und Fortbildung gilt es, das Fach zu stärken und junge Mediziner dafür zu gewinnen. Um eine wohnortnahe Versorgung der Patienten in einer alternden Gesellschaft langfristig zu sichern, muss zudem insbesondere die Grundversorgung adäquat honoriert werden. Das setzt voraus, dass alle augenärztlichen Leistungen entsprechend dem mit ihnen verbunden Aufwand mit einem festen Betrag honoriert werden, betonte Dr. Heinz.