Als Folge von polizeilichen Verhören kann man sich die Beteiligung an einem Verbrechen einbilden, berichtet die Juli-Ausgabe von P.M. Fragen & Antworten. In einer Untersuchung gelang es der forensischen Psychologin Julia Shaw und ihrem kanadischen Kollegen Stephen Porter, die Probanden nach mehreren intensiven „Verhören“ davon zu überzeugen, vor einigen Jahren in eine Straftat verwickelt gewesen zu sein.
Um dies zu erreichen, verwirrten die Psychologen die Teilnehmer mit einem Mix aus wahren Erlebnissen der Probanden und erfundenen Vorwürfen. Weil die Forscher dabei immer wieder Details sowohl über tatsächliche Erlebnisse als auch über die angebliche Straftat erfragten, entstand ein realistisch wirkendes, den Vorwürfen angepasstes Bild. Drei Viertel der Probanden waren schließlich davon überzeugt, das Delikt wirklich begangen zu haben. Einige von ihnen meinten sogar, sich an Details ihrer vermeintlichen Verhaftung erinnern zu können. Das Beunruhigende an den Erkenntnissen der Psychologen: In einigen Ländern, wie zum Beispiel in den USA, arbeitet die Polizei mit ähnlichen Techniken.
Die Wahrscheinlichkeit, dass nicht begangene Verbrechen gestanden werden, ist entsprechend groß. Ein Beispiel sind drei Teenager aus New York, die 1990 zu 13 Jahren Haft verurteilt worden sind. Sie hatten gestanden, ein junges Mädchen vergewaltigt zu haben. Erst, nachdem sie ihre Strafe abgesessen hatten, brachte ein zufälliger DNA-Befund die Wahrheit ans Licht: Keiner der jungen Männer ist an der Tat beteiligt gewesen.