Die Bevölkerung in Deutschland bewertet die Gesundheitsversorgung während der ersten Corona-Welle überwiegend positiv. 78 Prozent von rund 2.000 Befragten geben an, dass die wohnortnahe medizinische und pflegerische Infrastruktur auch in Pandemiezeiten gut funktioniert habe. Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes. 74 Prozent bestätigten diesen Eindruck auch für die Notfallversorgung von Patienten und Pflegebedürftigen. Allerdings bringt die Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes auch Kritikpunkte an den Tag. So sehen es 63 Prozent der Befragten mit Sorge, dass Krankenhäuser nicht zwingend notwendige Operationen verschieben mussten. Die Mehrfachbelastung für pflegende Angehörige empfand knapp die Hälfte (48 Prozent) als problematisch. Auch der eingeschränkte Zugang zu Pflegebedürftigen während des ersten Lockdowns hebt speziell diese Gruppe negativ hervor.

„Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern bisher recht gut durch die Corona-Krise gekommen. Unser qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem hat daran einen wesentlichen Anteil“, betont Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. „In unruhigen Zeiten wie diesen ist es für die Bürgerinnen und Bürger wichtiger denn je, dass sie sich auf Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten, Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen hierzulande verlassen können. Genau dieses Vertrauen haben die Menschen uns in dieser schwierigen Zeit bestätigt.“

Stärkung des Gesundheitssystems wichtiger als Klimaschutz

Kaum überraschend ist auch, dass das Thema Gesundheit einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung einnimmt. Bei der Frage, um welche Themen sich die Bundesregierung am meisten kümmern sollte, steht die Stärkung des Gesundheitssystems, der Gesundheitsberufe und -forschung mit 78 Prozent auf Platz 2. Ganz oben rangiert die Forderung nach mehr Investitionen in Schulen, Bildung und Kinderbetreuung (86 Prozent). Klimaschutz und nachhaltiger Umbau der Wirtschaft (77 Prozent), die Belebung von Wirtschaft und Erhalt von Arbeitsplätzen (76 Prozent) und Investitionen in Digitalisierung (71 Prozent) folgen auf den Positionen drei bis fünf.

„Das Corona-Virus hat unsere Gesellschaft aufgerüttelt und den Wert unseres Gesundheitswesens wieder in den Fokus gerückt. Die Menschen reagieren viel sensibler auf Themen der Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung“, sagt AOK-Vorstand Litsch. Und die Befragten haben deutliche Präferenzen, welche Bereiche und Maßnahmen ganz oben auf die Agenda gehören. Die gestützte Frage ergibt: 85 Prozent der Befragten ist es sehr wichtig, dass die Versorgungsangebote für Pflegebedürftige unter Pandemiebedingungen aufrechterhalten werden. Eine gesteigerte Wertschätzung und mehr Anerkennung für Medizin- und Pflegepersonal erwarten 83 Prozent. Der flächendeckende Ausbau guter Gesundheitsversorgung vor allem in ländlichen Regionen muss nach Meinung von 79 Prozent zukünftig mehr Gewicht bekommen.

Zufriedenheit mit Gesundheitsversorgung im Vergleich zu 2019 gestiegen

„Im Hinblick auf das Angebot von Ärzten, Fachärzten und Krankenhäusern wissen wir, dass die ländliche Bevölkerung tendenziell weniger zufrieden ist als die Menschen aus der Stadt“, erklärt Litsch. Aus diesem Grund hat die AOK bereits Anfang 2019 die Initiative #StadtLandGesund ins Leben gerufen. Damit soll vor allem die medizinische Versorgung auf dem Land verbessert werden. „Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass in Deutschland eine hohe Gesamtzufriedenheit mit der medizinischen Versorgung besteht. Trotz Corona hat sich diese im Vergleich zu 2019 nicht verschlechtert“, betont der AOK-Vorstand. Im Gegenteil: Gaben vergangenes Jahr 82 Prozent dem deutschen Gesundheitssystem gute Noten, so waren es ein Jahr später 85 Prozent. Auch das Ranking nach Bedeutung der Infrastrukturen ist seither konstant geblieben. Litsch: „Das Angebot von Hausärzten und Krankenhäusern in der Region ist den Menschen nach wie vor wichtiger als nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten.“

Trotz des sehr guten Feedbacks aus der Bevölkerung werde sich die AOK weiterhin für innovative Versorgungsformen einsetzen. Ein gutes Beispiel sieht Litsch vor allem in Videosprechstunden als Alternative zum Praxisbesuch. Hier zeigt sich auch die einzige wesentliche Veränderung zur Vorgängerbefragung aus dem Januar 2019: Nach der ersten Corona-Welle hat sich der Wert für die Offenheit für Videosprechstunden signifikant um elf Prozentpunkte von 50 auf 61 verbessert. Zwar haben laut Umfrage insgesamt gerade einmal fünf Prozent der Befragten diese Behandlungsform bisher in Anspruch genommen. Unter denjenigen, die per Video Kontakt mit ihrem Therapeuten hatten, waren jedoch 88 Prozent zufrieden mit dieser Kommunikationsform. Und die meisten haben diese Erfahrung in den letzten Monaten gemacht (85 Prozent). „Gerade was den psychotherapeutischen Bereich betrifft, ist das ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft. Er findet in der Corona-Zeit jetzt starken Auftrieb und wird zusehends auch von den Ärzten als Chance wahrgenommen“, so Litsch.

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