Viele kennen das: Der Aktenberg muss noch vorm Urlaub verschwinden, das unfertige Projekt soll nicht auf der Kollegin lasten. Und natürlich müssen alle Mails noch vor der Abreise abgearbeitet werden. Akute Stressphase vor der lang ersehnten Auszeit – ein weit verbreitetes Problem. Häufige Folge davon: Viele werden im Urlaub krank. „Es ist einer der größten Fehler, um jeden Preis noch alles fertig machen zu wollen“, sagt Professor Michael Stark, Leiter des Hamburger Instituts für Verhaltenstherapie, Stress- und Fatigueforschung, im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Vorm Urlaub vermeiden: Dauerstress plus Stressgipfel
Arbeitsstress vorbei – und man liegt mit Fieber im Bett? Dieses Phänomen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Dortmund untersucht. Ihre Erklärung: Akuter Stress boostet das Immunsystem, um einen gesund zu erhalten. Fällt der Stress weg, ist die Luft raus. Die Abwehr erholt sich, wird kurzzeitig etwas löchrig und lässt schon mal einen kleinen Infekt hochkommen. Aber: Viel gefährlicher als eine harte Woche vorm Urlaub ist Dauerstress. Läuft der Körper ständig auf Hochtouren, bricht er irgendwann zusammen. Um fit in die freie Zeit zu starten, sollte man also am besten beides vermeiden: die ungesunde Dauerbelastung und den Stressgipfel davor.
Michael Stark empfiehlt, im Urlaub langsam runterzuschalten. Von der Hektik im Büro sofort in die Hängematte – das klappt nicht. „Stattdessen rate ich zu moderatem Ausdauersport“, so der Erholungsforscher. Wandern, Radfahren, lange Spaziergänge – das hilft, um in den Urlaubsrhythmus zu finden. Seine Empfehlung: nicht um 18 Uhr aus dem Büro nach Hause rasen und eine Stunde später unterwegs zum Flughafen sein – lieber einen Tag zum ruhigen Packen einplanen.
Beste Entspannung an einem bekannten Ort
Zudem sollte man sich ehrlich die Frage stellen: Wie erschöpft bin ich? Ist der innere Energietank längst auf Rot, sollte der Urlaub ihn nicht weiter leeren – deshalb nicht in die freien Tage möglichst viele neue Eindrücke und Abenteuer packen. Übrigens: Erschöpfte entspannen am besten an einem Ort, den sie kennen. „Damit man vom ersten Tag an das Zu-Hause-Gefühl hat, weiß, wo der Bäcker ist und das Lieblingsrestaurant“, so Professor Stark.