Jedes Jahr erhalten 300.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Demenz, knapp neun Prozent der Über-65-Jährigen sind betroffen – und mit ihnen immer auch alle Angehörigen. Für Kinder ist diese Erkrankung besonders schwer zu verstehen. Wie Eltern ihnen die Krankheit der Großeltern erklären können, zeigt das Apothekenmagazin „Baby und Familie“.
Offene Gespräche ohne Klischees und Vorurteile
Meist vermeiden Eltern es, über die Erkrankung zu sprechen. „Eltern sind sehr bemüht, ihre Kinder nicht zu belasten“, erklärt Martina Plieth, die als Professorin für Gemeindepädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg arbeitet und sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Kinder und Demenz“ beschäftigt. Schweigen ist nach ihrer Ansicht der falsche Weg: „Kinder nehmen Veränderungen sehr genau wahr.“ Wenn Erwachsene darüber nicht sprechen, löst das bei den Kindern erst recht Ängste aus.
Wichtig sind offene Gespräche ohne Klischees und vorgefertigte Urteile. Viele Erwachsene neigen nämlich dazu, zu bewerten und zu problematisieren. Ein Verhalten, das Kinder häufig übernehmen. Statt von der „schrecklichen Demenz“ zu sprechen, ist es besser, die Kinder anzuregen, darüber nachzudenken.
An Gefühle anknüpfen, die Kinder bereits kennen
Eine Herausforderung ist dabei, den Kindern etwas so Abstraktes wie eine neurale Erkrankung erklären. „Im Vordergrund steht nicht die Vermittlung von Wissen“, sagt Plieth. Ein guter Weg sei es, an Gefühle anzuknüpfen, die auch Kinder bereits kennen. Viele wissen zum Beispiel, dass es unangenehm ist, wenn einem ein Mensch, den man nicht oder nicht gut kennt, zu nahe kommt. Auch Demenz-Kranke empfinden oft ähnlich, etwa weil sie vergessen haben, wer ihr Gegenüber ist. „Kinder lernen so zu verstehen, warum sich Omi oder Opi ungewöhnlich verhält“, erklärt Plieth.